Nach zwei Todesfällen bei älteren Menschen prüft die EMA den Chikungunya-Impfstoff Ixchiq von Valneva. Die Anwendung für über 65-Jährige wurde vorsorglich ausgesetzt. Ein ursächlicher Zusammenhang mit dem Impfstoff ist bislang nicht bestätigt.
Der Sicherheitsausschuss der EMA (PRAC) hat eine Überprüfung des Impfstoffs eingeleitet, nachdem Berichte über schwerwiegende Nebenwirkungen bei älteren Menschen eingegangen sind. Bisher wurden weltweit 17 schwerwiegende Nebenwirkungen gemeldet, darunter zwei Todesfälle. Laut EMA betraf einer einen 84-jährigen Mann, der eine Enzephalitis entwickelte. Der zweite betraf einen 77-jährigen Mann mit Parkinson, bei dem sich die Schluckbeschwerden verschlechterten, was möglicherweise zu einer Aspirationspneumonie führte. Die beiden tödlichen Fälle ereigneten sich im französischen Überseegebiet La Réunion, wo derzeit eine Impfkampagne nach einem kürzlichen Ausbruch von Chikungunya läuft.
Als Vorsichtsmaßnahme hat die EMA die Anwendung des Impfstoffs für Personen über 65 Jahre vorübergehend ausgesetzt; viele der betroffenen Personen litten auch an anderen Erkrankungen, und die genaue Ursache dieser Nebenwirkungen sowie deren Zusammenhang mit dem Impfstoff sind noch nicht geklärt. Für 12- bis 64-Jährige bleibt die Zulassung bestehen.
Ixchiq ist seit März verfügbar. Der Impfstoff ist als Einzeldosis erhältlich und seit der Zulassungserweiterung im April für Jugendliche und Erwachsene ab 12 Jahren zugelassen. Er richtet sich insbesondere an erwachsene Reisende, die in endemische Gebiete wie Süd- und Mittelamerika, Afrika oder Asien reisen. Valneva plant zudem, Ixchiq auch in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen bereitzustellen.
Ende Februar wurde zudem Vimkunya von Bavarian Nordic in der EU zugelassen. Dieser Impfstoff richtet sich an Jugendliche und Erwachsene ab 12 Jahren und basiert auf virusähnlichen Partikeln. Die Impfung erfolgt einmalig und zeigte in Studien eine hohe Wirksamkeit.
Das Chikungunya-Virus ist ein RNA-Virus aus der Familie der Togaviridae und gehört zur Gattung der Alphaviren. Es wird hauptsächlich durch den Stich infizierter weiblicher Aedes-Mücken übertragen, vor allem durch Aedes aegypti und Aedes albopictus. Die Krankheit beginnt typischerweise plötzlich mit hohem Fieber, starken Muskel- und Gelenkschmerzen, die oft als lähmend empfunden werden. Hinzu kommen Kopfschmerzen, Übelkeit, Müdigkeit und Hautausschläge.
Besonders auffällig ist, dass die Gelenkschmerzen bei einem erheblichen Teil der Betroffenen über Wochen, teils sogar Monate bis Jahre andauern können. Nach aktuellen Studien entwickeln etwa 43 Prozent der Infizierten chronische Symptome. Die Diagnose erfolgt in der ersten Krankheitswoche durch Bluttests auf das Virus. In späteren Phasen lässt sich die Infektion über den Nachweis von Antikörpern diagnostizieren. Eine spezifische Therapie existiert nicht, die Behandlung konzentriert sich auf die Linderung der Symptome.
Der Name Chikungunya stammt aus der ostafrikanischen Sprache Makonde und bedeutet sinngemäß der gekrümmt Gehende. Er beschreibt die gebückte Haltung vieler Erkrankter, die durch die starken Gelenkschmerzen verursacht wird. Die Krankheit wurde erstmals Anfang der fünfziger Jahre in Tansania beschrieben.
Seit dem Jahr 2004 breitet sich das Virus zunehmend außerhalb seines ursprünglichen Verbreitungsgebiets in Afrika und Asien aus. Mittlerweile wurden Infektionen in mehr als einhundertzehn Ländern weltweit festgestellt. Zwischen 2013 und 2023 wurden allein in Mittel- und Südamerika über drei Komma sieben Millionen Fälle gemeldet. Auch in Südeuropa kam es bereits zu mehreren lokalen Infektionen ohne Reisebezug, was auf die Etablierung geeigneter Überträgermücken in gemäßigten Klimazonen hinweist.
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) betrachtet Chikungunya inzwischen als eine bedeutende und wachsende Bedrohung für die öffentliche Gesundheit. Laut der europäischen Gesundheitsbehörde wurden im Jahr 2024 weltweit etwa sechshundertzwanzigtausend Fälle registriert.
In Österreich ist die von Reiserückkehrern eingeschleppte Krankheit meldepflichtig. Eine im Fachjournal British Medical Journal Global Health veröffentlichte Studie geht von rund achtzehn Komma sieben Millionen Fällen zwischen 2011 und 2020 aus, wobei schätzungsweise sieben Komma neun Millionen Menschen an langanhaltenden Beschwerden litten.
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