Novo Nordisk hat auf dem Kongress der European Society of Cardiology (ESC) in Madrid neue Daten zu Wegovy (Semaglutid 2,4 mg) vorgestellt. Die Ergebnisse der Real-World-Studie zeigen, dass der GLP-1-Rezeptoragonist das Risiko für Herzinfarkt, Schlaganfall und Tod bei Menschen mit Übergewicht oder Adipositas deutlich senken kann. Erstmals wurde dabei ein direkter Vergleich mit Mounjaro (Tirzepatid) durchgeführt. Dessen Hersteller Lilly weist auf die beschränkte Aussagekraft hin.
Im direkten Vergleich zu Tirzepatid senkte Semaglutid bei kontinuierlicher Einnahme das Risiko für schwere Herz-Kreislauf-Ereignisse um 57 Prozent. Diese Ereignisse umfassen Herzinfarkt, Schlaganfall und Tod; bei der erweiterten Definition kommen zusätzlich Krankenhausaufenthalte wegen Herzschwäche oder Herz-Gefäß-Eingriffe dazu. Auch wenn die Behandlung zwischenzeitlich unterbrochen wurde, verringerte Wegovy das Risiko noch um 29 Prozent. Bei kontinuierlicher Einnahme traten 15 Ereignisse unter Semaglutid auf, verglichen mit 39 unter Tirzepatid. Die durchschnittliche Beobachtungsdauer lag bei rund vier Monaten für Wegovy und vier Monaten für Mounjaro; für alle behandelten Personen betrug sie etwa acht Monate.
Die Studie betrachtete sowohl alle Todesfälle als auch nur herz-kreislaufbedingte Todesfälle, um beide Varianten zu vergleichen. Die erweiterten Ereignisse zeigten laut Novo Nordisk ein ähnliches Muster, wurden aber in den Prozentangaben nicht gesondert ausgewiesen.
Die Steer-Studie lieferte laut Hersteller darüber hinaus Belege dafür, dass die herzschützenden Vorteile von Wegovy spezifisch sind. Ludovic Helfgott, Executive Vice President und Leiter Product & Portfolio Strategy bei Novo Nordisk, erklärte: „Unsere Daten bestätigen, dass Semaglutid als einziges verfügbares GLP-1-basiertes Medikament nachweislich kardiovaskuläre Vorteile für Menschen mit Adipositas und Herz-Kreislauf-Erkrankungen ohne Diabetes bietet.“
Die Real-World-Studie „Steer“ war die erste direkte Vergleichsanalyse von Semaglutid und Tirzepatid. Sie wurde retrospektiv und beobachtend durchgeführt und umfasste 21.250 US-Erwachsene ab 45 Jahren mit Übergewicht oder Adipositas und kardiovaskulärer Erkrankung, aber ohne Diabetes. Jeweils die Hälfte der Teilnehmenden begann im Mai 2022 die Behandlung mit Wegovy oder einem Tirzepatid-Präparat unbekannter Dosis. Die Forschenden griffen auf Zahlen aus der Komodo-Research-Datenbank von 2016 bis 2025 zurück.
Laut Lilly ist der Vergleich nicht zulässig. Denn die Autoren hätten selbst darauf hingewiesen, dass ihre Studie methodische Schwächen habe, etwa was Codierungsungenauigkeiten angehe, Störfaktoren und die begrenzte Nachbeobachtungsdauer. Außerdem monierte Lilly, dass Tirzepatid zum Startzeitpunkt nur zur Behandlung von Diabetes zugelassen war, Diabetiker aber generell ein erhöhtes kardiovaskuläres Risiko hätten und eigentlich ausgeschlossen sein sollten. Der Konzern hat vor dem Landgericht Hamburg daher eine einstweilige Verfügung erwirkt, nach der nicht mehr mit den vergleichenden Aussagen geworben werden darf.
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