Die Krebsraten in Nord- und Westeuropa sinken einer umfassenden Studie zufolge bei fast allen Tumorarten; eine Ausnahme bilden beispielweise Tumore, die durch Übergewicht gefördert werden, wie Darmkrebs. Zu diesem Ergebnis kommt die Europäische Krebsorganisation ECCO, die Daten zu 17 Krebsarten in 21 europäischen Ländern ausgewertet hatte. Verglichen wurden Zahlen vom Beginn der 1990er-Jahre mit denen vom Beginn der 2000er-Jahre. Die Überlebensrate ist bei den meisten Krebsarten demnach in ganz Europa aufgrund der besseren Diagnose und Therapie gestiegen.
Der größte Erfolg im Kampf gegen Lungenkrebs in den vergangen zehn Jahren sei der Rückgang des Rauchens bei Männern gewesen, schreiben die Autoren. Es sei zu hoffen, dass die Frauen diesem Trend bald folgten, denn bei ihnen steige die Krebsrate noch an. Bei Lungenkrebs sei die Überlebenschance immer noch gering, so dass in Deutschland die Sterberate bei Frauen durch Lungenkrebs steige. Für Deutschland wurde stets das Krebsregister des Saarlands verwendet.
Positiv habe sich die in vielen Ländern eingeführte Vorsorgeuntersuchung für Brust-, Prostata- und Hautkrebs ausgewirkt. So steige durch das Erkennen schon kleiner Tumore zwar die Brustkrebsrate in den meisten Ländern, zugleich gebe es aber weniger Todesfälle und eine höhere Überlebensrate. In Deutschland sei die Brustkrebsrate von 1994 bis 2005 stabil geblieben. Das neue Brustkrebsscreening in Deutschland floss noch nicht in die Studie ein. Die Überlebenschance bei Brustkrebs hat sich in allen Ländern verbessert.
Auch die Magenkrebsrate sei in Deutschland und europaweit gesunken, vor allem deshalb, weil der Magenkeim Helicobacter pylori bekämpft werde. Weitere Gründe seien frischere Lebensmittel mit mehr Vitamin C, reduziertes Salzen und der allgemeine Rückgang der Raucherzahl.
Die Hautkrebsrate steigt nur in einigen Ländern Europas, in anderen hat sie sich stabilisiert. In Deutschland stagnierte Hautkrebs bei Männern im Untersuchungszeitraum, während er bei Frauen gestiegen ist. Die Überlebensrate verbesserte sich aber bei beiden Geschlechtern.
Die Prostatakrebsrate steigt in Deutschland und den meisten Ländern an. Die Autoren führen dies auf eine vermehrte Nutzung des sogenannten PSA-Tests zurück, der schon früh auf den Tumor hinweist. Da er auch ruhende Tumore erkenne, steige die Krebsrate ebenso wie die Überlebensrate zusätzlich künstlich an.
Die ECCO sieht die Entwicklung insgesamt positiv, die Krebsvorbeugung müsse jedoch verstärkt werden. Insbesondere sollten Frauen vom Rauchen abgehalten und die heraufziehende „Übergewichts- Epidemie“ bekämpft werden. Die Ergebnisse sind einer Spezialausgabe des „European Journal of Cancer“ veröffentlicht, dem Fachorgan der ECCO.
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