Semaglutid schützt das Herz unabhängig vom Körpergewicht – das zeigen neue Analysen der internationalen Select-Studie. Forschende untersuchten dabei übergewichtige und adipöse Personen ohne Diabetes. „Die herzschützenden Effekte von Semaglutid waren unabhängig von Ausgangsgewicht und Gewichtsabnahme“, schreiben die Autor:innen.
Übergewicht gilt als wesentlicher Risikofaktor für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. GLP-1-Rezeptoragonisten wie Semaglutid haben sich auch bei Menschen ohne Diabetes als wirksam gegen Herz-Kreislauf-Risiken erwiesen. Bisher war allerdings unklar, ob der beobachtete Schutz auf die Gewichtsabnahme selbst oder andere Wirkmechanismen zurückzuführen ist.
Die Analyse war Teil der internationalen Select-Studie. Einen Ausblick auf die Ergebnisse hatte Studiensponsor Novo Nordisk bereits auf dem diesjährigen Kongress der Europäischen Gesellschaft für Kardiologie (ESC) in Madrid gegeben.
Diese Untersuchung an über 800 klinischen Zentren in 41 Ländern hat überprüft, ob Ausgangsgewicht und Veränderungen von Gewicht und Taillenumfang den herzschützenden Effekt von Semaglutid beeinflussen. Eingeschlossen wurden mehr als 17.000 Personen ab 45 Jahre mit Übergewicht oder Adipositas und bestehender Herz-Kreislauf-Erkrankung – allerdings ohne Diabetes.
Die Teilnehmenden erhielten einmal wöchentlich 2,4 Milligramm Semaglutid oder Placebo zusätzlich zur Standardtherapie. Gewicht und Taillenumfang wurden über 104 Wochen regelmäßig gemessen, schwere Herz-Kreislauf-Ereignisse über einen Zeitraum von 40 Monaten erfasst.
Das Ergebnis: Semaglutid reduzierte das Risiko für Herzinfarkt, Schlaganfall oder kardiovaskulären Tod (Major Adverse Cardiovascular Events, kurz MACE) signifikant. In der Semaglutidgruppe trat ein MACE bei 6,5 Prozent der Teilnehmenden auf. In der Placebo-Gruppe waren es hingegen 8 Prozent – das entspricht einer relativen Risikoreduktion um 20 Prozent.
Der Effekt war über alle Ausgangsgewichts- und Taillenumfangsgruppen hinweg gleich. Pro fünf Kilogramm niedrigerem Körpergewicht und pro fünf Zentimeter geringerem Taillenumfang sank das Risiko um jeweils 4 Prozent.
Laut der Autorinnen und Autoren sind „die kardioprotektiven Effekte von Semaglutid unabhängig von der Ausgangsadipositas und der Gewichtsabnahme und nur gering mit dem Taillenumfang verknüpft, die auf Mechanismen jenseits der Gewichtsreduktion“ hinweisen.
Etwa ein Drittel des beobachteten Nutzens wurde durch die Verringerung des Taillenumfangs vermittelt, zwei Drittel der Wirkung seien somit nicht durch die Reduktion von Körperfett erklärbar.
Daraus folgern die Forschenden, dass „Semaglutid und möglicherweise auch andere Vertreter dieser Substanzklasse als krankheitsmodifizierende Behandlungen und nicht ausschließlich als Mittel zur Blutzuckerkontrolle oder Gewichtsreduktion verstanden werden sollen.“ Als mögliche weitere Mechanismen nennen sie verbesserte Verbesserungen der Gefäßfunktion, geringere Entzündungsaktivität sowie positive Effekte auf Blutdruck und Blutfette.
Dennoch: Weitere Studien sind laut der Forschenden erforderlich, um die Mechanismen besser zu verstehen.
Die Studie mit dem Titel „Semaglutide and cardiovascular outcomes by baseline and changes in adiposity measurements: a prespecified analyses of the Select trial“ wurde kürzlich in The Lancet veröffentlicht.
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