Abnehmspritze

Semaglutid 7,2 mg: Höhere Dosis gleich stärkere Wirkung?

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Berlin -

Höhere Dosis gleich stärkere Wirkung? Für Semaglutid war genau das bislang nicht belegt. Die Step-Up-Studie zeigt: Mit 7,2 Milligramm pro Woche nahmen die Teilnehmenden stärker ab und ihre Stoffwechselwerte verbesserten sich im Vergleich zu 2,4 Milligramm und Placebo.

Laut den Autorinnen und Autoren erfordert die weltweite Zunahme von Adipositas neue und wirksamere Therapien. Zwar nehmen viele Betroffene mit den bisherigen Präparaten ab, erreichen ihre Ziele aber nicht. Auch Semaglutid in der zugelassenen Dosis von 2,4 Milligramm pro Woche wirkt, reicht jedoch bei manchen Menschen einfach nicht aus.

Auf den ersten Blick scheint es naheliegend, dass eine höhere Dosis automatisch auch zu stärkerem Gewichtsverlust führt. In der klinischen Praxis ist dies jedoch keineswegs selbstverständlich: Ein höherer Wirkstoffspiegel kann zwar den Effekt verstärken, aber zugleich auch das Risiko für Nebenwirkungen erhöhen und damit das Nutzen-Risiko-Verhältnis verschlechtern. Bislang lagen dazu keine belastbaren Daten vor.

Die Step Up-Studie wurde deshalb konzipiert, um systematisch zu prüfen, ob eine wöchentliche Dosis von 7,2 Milligramm Semaglutid im Vergleich zur Standarddosis von 2,4 Milligramm und zu Placebo tatsächlich zu einer stärkeren Gewichtsabnahme führt – und ob dies mit einem weiterhin vertretbaren Sicherheitsprofil vereinbar ist.

So wurde getestet

Bei der Step Up-Studie handelt es sich um eine randomisierte, doppelblinde Phase-3b-Studie mit Placebo- und Vergleichsgruppe über 72 Wochen und 9 Wochen Follow-up. Eingeschlossen waren Erwachsene ab 18 Jahren mit einem Body-Mass-Index ab 30, ohne Diabetes und nach erfolglosen Diätversuchen; alle erhielten zusätzlich eine Lebensstilberatung.

Hauptendpunkte waren prozentuale Gewichtsabnahme und der Anteil mit mindestens 5 Prozent Gewichtsverlust, ergänzt um weitere Gewichts- und Stoffwechselparameter sowie Sicherheitsdaten. Insgesamt nahmen 1407 Personen teil, knapp drei Viertel davon Frauen, im Schnitt 47 Jahre alt, 113 Kilogramm schwer und mit einem Body-Mass-Index von 39,9. Etwa 38 Prozent hatten Prädiabetes, die Mehrheit war weiß; Angaben zur Genderidentität fehlten, was als Limitation vermerkt wurde.

Gewichtsreduktion von mindestens 20 Prozent

Die Ergebnisse zeigen, dass die höhere Dosis tatsächlich zu einer deutlich stärkeren Gewichtsreduktion führte: Die mittlere Abnahme lag bei 18,7 Prozent in der 7,2-Milligramm-Gruppe im Vergleich zu 15,6 Prozent bei 2,4 Milligramm und 3,9 Prozent unter Placebo. Fast die Hälfte der Behandelten mit 7,2 Milligramm erreichte eine Gewichtsreduktion von mindestens 20 Prozent, fast ein Drittel von mindestens 25 Prozent.

Darüber hinaus kam es zu einer signifikanten Abnahme des Taillenumfangs, zu Verbesserungen bei Blutdruck, Lipidprofil und Entzündungsmarkern sowie zu günstigen Effekten auf den Glukosestoffwechsel.

Stärkere Effekte, verträgliches Profil

Bemerkenswert laut Forschender war, dass 83,4 Prozent der Teilnehmenden mit Prädiabetes in der 7,2-Milligramm-Gruppe nach 72 Wochen wieder Blutzuckerwerte im Normbereich erreichten. Nebenwirkungen traten erwartungsgemäß häufig auf, vor allem gastrointestinale Beschwerden bei 70,8 Prozent und Dysästhesien – also Missempfindungen wie Kribbeln oder Brennen – bei 22,9 Prozent.

Sie waren meist mild bis moderat und vorübergehend, führten aber teils zu Dosisreduktion oder Abbruch. Die Rate schwerer Ereignisse war nicht erhöht; selten kam es zu akuter Pankreatitis, Todesfälle wurden nicht beobachtet.

Für die Wissenschaftler:innen sprechen die Ergebnisse für ein günstiges Nutzen-Risiko-Profil von Semaglutid 7,2 Milligramm, insbesondere bei Personen, die mit 2,4 Milligramm ihre Ziele nicht erreichen. Der Gewichtsverlust war nach 72 Wochen noch nicht am Plateau, was auf weiteres Potenzial hindeutet. Zudem ordnen die Autorinnen und Autoren die Effekte in einer Größenordnung ein, die Tirzepatid oder bariatrischer Chirurgie nahekommt.

Weitere Forschung soll klären, wie sich Langzeiteffekte, Geschlechter- und Genderunterschiede sowie der Umgang mit Nebenwirkungen wie Dysästhesien gestalten.

Die Studie mit dem Titel „Once-weekly semaglutide 7·2 mg in adults with obesity (Step Up): a randomised, controlled, phase 3b trial“ wurde in 95 Kliniken und Studienzentren in elf Ländern, darunter Kanada, Portugal, Norwegen, Deutschland, Griechenland, Südafrika und die USA, durchgeführt und kürzlich im Fachmagazin The Lancet Diabetes & Endocrinology veröffentlicht.

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