Phytotherapie

Professor Schilcher verstorben

, Uhr
Berlin -

Professor Dr. Heinz Schilcher galt als einer der anerkanntesten Experten auf dem Gebiet der Phytopharmazie. Der von ihm mitherausgegebene „Leitfaden Phytotherapie“ gehört zur Standardliteratur in der Apotheke. Am vergangenen Mittwoch verstarb Schilcher im Alter von 85 Jahren.

1930 als Sohn eines Müllermeisters in Burgheim bei Donauwörth geboren, studierte Schilcher nach dem Krieg Pharmazie in München. Nach dem Staatsexamen 1956 promovierte er zur Wirkung und zu den Inhaltsstoffen von Wolfstrappkraut, wobei ihm erstmals eine chromatographische Gesamtanalyse des Pflanzenextrakts gelang. Nach der Promotion entwickelte und betreute er als wissenschaftlicher Assistent das bis dahin weltweit erste phytochemische Praktikum.

1963 ging er als Leiter der wissenschaftlichen Abteilung zu Salus, wo er sich in seiner Verantwortung für die Qualitätskontrolle für die Standardisierung für Phytopharmaka stark machte. Schon ein Jahr nach seinem Antritt veröffentlichte er eine Monographie für Kamille, Weißdorn und Johanniskraut. Die gleichbleibende Qualität sollte durch chromatografische und physikalische Messmethoden garantiert werden. Seitdem galt er als Begründer einer standardisierten und reproduzierbaren Phytotherapie.

Bei Salus begleitete er zahlreiche Neueinführungen; außerdem entwickelte er verschiedene Prüfmethoden. 1973 wurde er als Professor an die Universität Marburg berufen, 1978 wechselte er nach Tübingen. Hauptberuflich war er in der Geschäftsleitung des Herstellers Fink in Herrenberg für den Bereich Produktion und Entwicklung verantwortlich.

Als das Unternehmen 1983 von Beecham (heute GlaxoSmithKline, GSK) übernommen wurde, folgte Schilcher dem Ruf an die Freie Universität Berlin. Hier blieb er bis zu seiner Emeritierung im Jahr 1995; zeitweise war er Dekan des Fachbereichs.

Schilcher war Mitglied in zwölf wissenschaftlichen Gremien, 25 Jahre lang war er Mitglied der Sachverständigen Kommission E beim Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM). Er hat mehr als 300 Publikationen sowie 19 Lehr- und Handbücher verfasst.

Bedeutung erlangte er mit seiner Arbeit wegen ihres interdisziplinäres wissenschaftlichen Ansatzes – vom Anbau über die Gewinnung, Lagerung und Verarbeitung von Arznei- und Gewürzpflanzen bis hin zur Analytik der Inhaltsstoffe und dem klinischen Nachweis der Wirksamkeit. 1965 definierte er den Begriff der Coeffektoren, 1977 den Begriff der Leitsubstanz. 1981 wies er auch auf die Grenzen der pflanzlichen Therapie hin.

Newsletter
Das Wichtigste des Tages direkt in Ihr Postfach. Kostenlos!

Hinweis zum Newsletter & Datenschutz

APOTHEKE ADHOC Debatte