Der US-Pharmakonzern Pfizer kann sein weltweit umsatzstärkstes Produkt Sortis (Atorvastatin) in Deutschland sechs Monate länger ohne Konkurrenz vermarkten. Wegen einer Zulassungserweiterung für Kinder und Jugendliche hat die deutsche Patentbehörde die Schutzfrist des Arzneimittels bis Mai 2012 verlängert. Zudem haben zehn weitere europäische Länder die Schutzfrist verlängert. Kassenpatienten müssen damit sechs Monate länger warten, bis sie den Wirkstoff Atorvastatin ohne Zuzahlung erhalten.
Grund für die Patentverlängerung ist ein Anreiz-Programm der EU für Pharmakonzerne: Investitionen in die pädiatrische Forschung werden mit der Erweiterung der Patente belohnt. Pfizer konnte in neuen Studien belegen, dass Sortis einen Zusatznutzen für Kinder ab 10 Jahre hat: Für Minderjährige mit der vererbbaren „familiären Hypercholesterinämie“ hat Sortis nach den Studien die Zulassungserweiterung erhalten - das Arzneimittel senkte nachweislich die Cholesterinspiegel.
Für Kassenpatienten bedeutet dies weitere sechs Monate Zuzahlungen: Obwohl das Pfizer-Produkt seit 2007 zur Festbetragsgruppe der Statine gehört, hat der Konzern den Preis nicht auf Festbetragsniveau abgesenkt. Die Differenz zahlen die Patienten. Auch in Zukunft sei keine Absenkung des Preises geplant, sagte ein Konzernsprecher.
Die Financial Times Deutschland (FTD) hatte berichtet, dass Pfizer durch die Patentverlängerung mit einem Umsatzplus von 770 Millionen Euro in ganz Europa rechnen kann. Der Konzern wollte diese Zahl nicht bestätigen. In den zusätzlichen sechs Monaten will Pfizer nun sein Sortiment erweitern: Zusätzlich sollen Sortis-Kautabletten auf den Markt kommen.
Im vergangenen Jahr hat der US-Konzern mit Atorvastatin-haltigen Arzneimitteln insgesamt 10,7 Milliarden Dollar Umsatz gemacht, wobei die Hälfte davon in den USA stammt.
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