Einnahme fördert Mutationen

Paracetamol und Ibuprofen: Antibiotikaresistenz möglich

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Berlin -

Paracetamol und Ibuprofen zählen zu den am häufigsten eingenommenen Schmerzmitteln. Allerdings führt die gemeinsame Einnahme mit Antibiotika offenbar zu einer signifikanten Erhöhung von Resistenzen der bekämpften Bakterien. Das fand ein Forschungsteam aus Australien kürzlich heraus.

Antibiotikaresistenzen werden zu einem immer präsenteren Problem und stellen ein ernstes Gesundheitsrisiko dar. Die Immunität von Bakterien gegenüber antibiotisch wirkenden Substanzen könnte durch gängige Schmerzmittel wie Paracetamol und Ibuprofen befeuert werden, stellte ein Forscherteam aus Australien fest. Die Ergebnisse der Studie „The effect of commonly used non-antibiotic medications on antimicrobial resistance development in Escherichia coli“, wurden in der Fachzeitschrift „npj Antimicrobials and Resistance“ veröffentlicht.

Mithilfe von Kolibakterien führten Hanbiao Chen und sein Team an der University of South Australia und der University of Adelaide eine Untersuchung von insgesamt neun Medikamenten durch. Außer zu Paracetamol und Ibuprofen wurden unter anderem auch Daten zu Diclofenac, Furosemid und Metformin erhoben. Nach einer Schätzung zur Konzentration der Wirkstoffe im menschlichen Darm behandelten die Forschenden Kolibakterien mit oder ohne Antibiotika und den Arzneimitteln und führten zusätzlich Genomanalysen durch.

Genauer: Der Fokus lag auf dem Effekt von den genannten Wirkstoffen auf den Darmkeim Escherichia coli und seiner Anfälligkeit gegen das Breitband-Antibiotikum Ciprofloxacin. Besonders interessant war für Chen das Wachstum der Bakterien, ihre Mutationsrate und ihre Reaktion auf die volle Dosis von Ciprofloxacin und weiteren Antibiotika.

Resistenz gegen mehrere Antibiotika

Das Fazit: Die Bakterien wuchsen in Nährmedien mit Ibuprofen oder Paracetamol trotz Antibiotikum unvermindert weiter. „Bedenklich ist zudem, dass die Bakterien hinterher nicht nur gegen Ciprofloxacin resistent waren, sondern auch gegen mehrere andere Antibiotika“, sagt Seniorautorin Henrietta Venter. „Hatten die Bakterien zusätzlich zum Antibiotikum auch Kontakt mit Ibuprofen oder Paracetamol, entwickelten sie mehr genetische Veränderungen als nur mit dem Antibiotikum allein“, berichtet Venter. „Dies half ihnen dabei, schneller zu wachsen und hochgradig resistent zu werden.“

Kombinationen verstärken Effekt

Dieser Effekt verstärkte sich, wenn diese Schmerzmittel zusammen oder in Kombination mit anderen Arzneimitteln zu den Bakterienkulturen gegeben wurden. Will heißen:

  • Die Resistenz erhöhte sich um das 64-Fache bei der Kombination von Ibuprofen und Diclofenac.
  • Es fand eine 32-fache Erhöhung der Widerstandsfähigkeit nach Gabe von Ibuprofen mit Paracetamol oder Metformin statt.

„Antibiotika-Resistenz beruht heute nicht mehr nur auf den Antibiotika selbst“, warnt Venter. „Dies gilt besonders für Menschen in Pflegeheimen, die häufig zahlreiche Arzneimittel erhalten – das macht sie zur idealen Brutstätte für neue Antibiotika-Resistenzen“, betont sie. Das bedeute nicht, dass man die Einnahme dieser Wirkstoffe direkt stoppen müsse. „Aber wir müssen mehr darauf achten, wie sie mit Antibiotika interagieren“, so Venter. Das Forschungsteam fordert, solche Wechselwirkungen stärker zu erforschen. Es sollte genau geprüft werden, welche Arzneimittel grade bei älteren Menschen wirklich nötig sind.“

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