Antiadiposita

Neuer Appetitzügler weckt Hoffnungen

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Ein neues Mittel gegen Übergewicht wirkt einer dänischen Studie zufolge doppelt so gut wie derzeit erhältliche Antiadiposita. Der Wirkstoff Tesofensin unterdrücke Hungergefühle im Gehirn, schreiben die Forscher um Professor Dr. Arne Astrup von der Universität Kopenhagen im Fachblatt „Lancet“. Probanden einer Studie hätten etliche Kilogramm abgenommen. Tesofensin hemmt die Wiederaufnahme von Serotonin, Noradrenalin und Dopamin.

Die dänischen Wissenschaftler hatten in einer Versuchsreihe 203 übergewichtige Patienten untersucht, die im Durchschnitt mehr als 100 Kilogramm wogen. Ein Viertel der Patienten erhielt 24 Wochen lang täglich Placebo, jeweils 50 Patienten drei unterschiedliche Mengen Tesofensin. 161 Patienten beendeten die Phase II-Studie, die eine Diät einschloss.

Placebo-Patienten hatten durchschnittlich zwei Kilogramm Gewicht verloren, die mit Tesofensin behandelten je nach Dosis sieben, elf oder 13 Kilogramm. Dies entspreche einer Verdopplung des Gewichtsverlusts verglichen mit den Wirkstoffen Sibutramin und Rimonabant, schreiben die Forscher. Zu den Nebenwirkungen hätten Übelkeit, Verstopfung, Schlaflosigkeit, Durchfall und Trockenheit im Mund gezählt.

Der Ernährungsmediziner Professor Dr. Stephan Bischoff von der Universität Hohenheim warnt vor überzogenen Erwartungen, vor allem hinsichtlich möglicher Nebenwirkungen. Für Medikamente gegen Übergewicht gebe es besonders hohe Sicherheitsansprüche, bisher habe kein einziges wie Tesofensin zentral im Hirn wirkendes Mittel diese Anforderungen erfüllt. So seien Appetitzügler wegen ihres Suchtpotenzials aufgefallen. Rimonabant löse Depressionen aus. Das Mittel sei zwar noch auf dem Markt, in den USA gebe es nach mehreren Suiziden aber schon Diskussionen um die Zulassung. Für Tesofensin gelte es nun, die Phase III-Studie abzuwarten, bevor die Tauglichkeit beurteilt werden könne.

Tesofensin ist kein speziell gegen Übergewicht entwickelter Wirkstoff. Er wurde bisher von der dänischen Firma NeuroSearch bei Alzheimer- und Parkinson-Patienten getestet. Dabei hatte sich gezeigt, dass die Patienten infolge der Einnahme abnahmen.

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