Thrombozytenaggregationshemmer

IQWiG: Brilique hat Zusatznutzen

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Das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) spricht dem Thrombozytenaggregationshemmer Brilique (Ticagrelor) von AstraZeneca einen partiellen Zusatznutzen zu. Dies geht aus der Dossierbewertung hervor, die der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) in Auftrag gegeben hatte. Damit könnte es erstmals zu den im Arzneimittelmarkt-Neuordnungsgesetz (AMNOG) vorgesehenen Preisverhandlungen zwischen einem Hersteller und dem GKV-Spitzenverband kommen.

Seit Anfang des Jahres können Ärzte Patienten mit einer Durchblutungsstörung des Herzmuskels Brilique verschreiben. In seinem Dossier wollte der britische Pharmakonzern den Zusatznutzen von Brilique gegenüber vier Vergleichstherapien belegen. Einen „beträchtlichen Zusatznutzen“ von Ticagrelor plus Acetylsalicylsäure konnte das IQWiG jedoch nur in einem Fall feststellen: Bei Patienten mit einem „leichteren“ Herzinfarkt ohne typische EKG-Veränderungen (NSTEMI) oder mit einer instabilen Angina pectoris (IA) war Brilique plus ASS der Kombination aus Clopidogrel plus ASS überlegen. Das Risiko für Todesfälle und Herzinfarkte konnte mit Brilique gesenkt werden, heißt es in dem Gutachten. Allerdings kam es bei den Studien mit Ticagrelor häufiger zu Studienabbrüchen. Grund hierfür seien unter anderem die Nebenwirkungen Dyspnoe und Bradykardie.

In den drei anderen Indikationen konnte das IQWiG jedoch keinen zusätzlichen Nutzen von Brilique gegenüber den Vergleichstherapien mit Clopidogrel plus ASS, Pasugrel plus ASS sowie einer ASS-Monotherapie feststellen. Dabei handelte es sich um Behandlungen bei „schwereren“ Herzinfarkten (STEMI), bei denen das EKG meist in charakteristischer Weise verändert ist. In diesen Fällen seien keine ausreichenden Daten vorgelegt worden.

Dass der G-BA dem Medikament von AstraZeneca in seiner Sitzung am 15. Dezember einen Zusatznutzen bescheinigt, ist damit sehr wahrscheinlich. Nach einem solchen Beschluss müsste AstraZeneca mit dem GKV-Spitzenverband einen Preis aushandeln. Noch ist die Preisspanne zwischen Brilique und der Vergleichstherapie groß: Laut IQWiG kostet die Jahrestherapie mit Ticagrelor plus ASS derzeit knapp 1240 Euro. Für Clopidogrel plus ASS zahlen die Kassen im Schnitt 155 Euro.

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