Ultra-hoch verarbeitete Lebensmittel

Immer mehr Menschen süchtig nach Zucker

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Berlin -

Immer mehr Menschen entwickeln eine Sucht nach ultrahoch-verarbeiteten Lebensmitteln. Das sind die Ergebnisse einer Studie, die ein alarmierendes Bild der Ernährungsgesundheit älterer Erwachsener in den Vereinigten Staaten zeichnet. Betroffene weisen eine schlechtere körperliche und psychische Gesundheit auf und befinden sich häufiger in sozialer Isolation.

Die Ergebnisse dieser Querschnittsstudie mit dem Titel „Ultra-processed food addiction in a nationally representative sample of older adults in the USA“ wurden im Fachjournal Addiction veröffentlicht.

Hauptautorin Lucy Loch, vom Department of Psychology und Institute for Healthcare Policy and Innovation der University of Michigan gingen in der Analyse der Frage nach, wie stark ultra-verarbeitete Lebensmittel (UPFs) eine Suchtreaktion auslösen können und welche Bevölkerungsgruppen besonders gefährdet sind.

Suchtgefahr durch UPFs

UPFs sind industriell hergestellte Produkte, die typischerweise übermäßig viel raffinierte Kohlenhydrate und/oder zugesetzte Fette enthalten. Sie wurden in den 1980er Jahren zunehmend in die US-Ernährung integriert und sind heute allgegenwärtig. Frühere Forschungen haben bereits gezeigt, dass diese Lebensmittel eine süchtigmachende Reaktion auslösen können – ähnlich wie bei Suchtmitteln.

Die Studie untersuchte eine repräsentative Stichprobe von 2038 Erwachsenen im Alter von 50 bis 80 Jahren in den USA. Zur Bewertung der Suchtkriterien nutzten die Forscher eine modifizierte Version der Yale Food Addiction Scale 2.0, die die diagnostischen Kriterien für eine Substanzgebrauchsstörung auf den übermäßigen Konsum von UPFs anwendet.

Deutliche Unterschiede zwischen Männern und Frauen

Die zentralen Erkenntnisse sind:

  • Hohe Gesamtprävalenz: Insgesamt erfüllten 12,4 Prozent der älteren Erwachsenen die Kriterien für eine Sucht nach ultra-verarbeiteten Lebensmitteln.
  • Deutliche Geschlechterunterschiede: Die Prävalenz war bei Frauen (16,9 Prozent) deutlich höher als bei Männern (7,5 Prozent).
  • Am stärksten betroffen waren Frauen im Alter von 50 bis 64 Jahren, bei denen die Rate sogar 21 Prozent erreichte.

Die Autoren vermuten, dass diese Frauen ihre Jugend und ihr frühes Erwachsenenalter in der Zeit erlebten, als sich die Nährwertqualität der US-Lebensmittelversorgung rapide verschlechterte.

Negative Gesundheitsaspekte

Die Forschenden stellten fest, dass die Sucht nach ultra-verarbeiteten Lebensmitteln signifikant mit verschiedenen negativen Gesundheitsaspekten verbunden ist:

  • Übergewicht: Sowohl Männer als auch Frauen, die von sich selbst angaben, übergewichtig zu sein, hatten eine mehr als elffach höhere Wahrscheinlichkeit, die Kriterien für eine UPF-Sucht zu erfüllen.
  • Körperliche Gesundheit: Wer eine schlechtere körperliche Gesundheit berichtete, war zwei- bis dreimal häufiger von einer UPF-Sucht betroffen.
  • Mentale Gesundheit: Die Zusammenhänge waren hier besonders stark: Erwachsene mit schlechterer psychischer Gesundheit hatten eine etwa drei- bis vierfach höhere Wahrscheinlichkeit, süchtig nach diesen Lebensmitteln zu sein.
  • Soziale Isolation: Auch Gefühle der sozialen Isolation erhöhten die Wahrscheinlichkeit einer UPF-Sucht bei beiden Geschlechtern um mehr als das Dreifache.

Die Autoren schlussfolgern: „Die Sucht nach ultra-verarbeiteten Lebensmitteln muss als ein ernstes, weit verbreitetes Problem der öffentlichen Gesundheit anerkannt werden.“

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