Seit bald 125 Jahren forscht das Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin in Hamburg an Tropenkrankheiten wie Malaria und Ebola. Wie das Institut international vernetzt ist.
Das Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin in Hamburg forscht bereits seit fast 125 Jahren zu Infektionskrankheiten. Am Mittwoch feiert die Einrichtung nach eigenen Angaben ihr Jubiläum und blickt auf einige Meilensteine zurück – so wurde etwa der Standardtest, um Malaria zu diagnostizieren, am Tropeninstitut entwickelt.
Das Institut ist laut Website Deutschlands größte Forschungseinrichtung auf dem Gebiet tropentypischer und neu auftretender Infektionskrankheiten. Aktuelle thematische Schwerpunkte seien unter anderem Malaria, Fieberviren, vernachlässigte Tropenkrankheiten, Immunologie und Epidemiologie.
Forschende des Instituts zerlegen den Angaben zufolge Krankheitserreger in ihre kleinsten Bausteine und suchen so nach Ansätzen für neue Wirkstoffe. Tödliche Fieberviren wie Ebola- oder Marburgviren würden in einem Hochsicherheitslabor erforscht. Es werde auch nach Möglichkeiten gesucht, wie sich die gewonnenen Erkenntnisse in der Praxis umsetzen lassen – etwa für Medikamente oder Impfstoffe. Neben der Forschung sei das Institut auch in die klinische Versorgung von Patienten eingebunden.
Die Forschungseinrichtung pflegt eigenen Angaben zufolge zahlreiche internationale Kooperationen in Afrika, Asien und Lateinamerika. Eine zentrale Partnerschaft gebe es in Ghana. Gemeinsam mit dem ghanaischen Gesundheitsministerium und der Universität von Kumasi betreibe das Institut ein modernes Forschungs- und Ausbildungszentrum im westafrikanischen Regenwald.
Die Tropenmedizin setzte sich besonders für globale Gerechtigkeit und Gesundheit ein, sagte Vorstandsvorsitzender des Instituts, Professor Dr. Jürgen May, kürzlich in einer Mitteilung.
Eine weitere Tätigkeit ist die Forschung zur Übertragung tropischer Infektionskrankheiten durch blutsaugende Insekten. Das Institut sei etwa an einem Überwachungsprogramm beteiligt gewesen, bei dem das Institut für Hygiene und Umwelt Mückenfallen im Hamburger Hafen aufgestellt habe. Die gefangenen Tiere seien anschließend im Bernhard-Nocht-Institut untersucht worden. Dabei sollten die Stechmückenarten bestimmt und mögliche Krankheitserreger nachgewiesen werden.
Das Institut habe seine Wurzeln nach eigenen Angaben in der Kolonialzeit, da im Zuge der kolonialen Eroberung und Ausbeutung von Ländern Menschen unbekannte Infektionskrankheiten über den Hamburger Hafen nach Deutschland brachten. Auch die Cholera-Epidemie 1892 in Hamburg sei ein Grund gewesen – etwa 9000 Menschen seien damals gestorben.
Daraufhin schufen Senat und Bürgerschaft das Amt des Hafenarztes, welches Bernhard Nocht übernahm. Am 01.10.1900 wurde dann das „Institut für Schiffs- und Tropenkrankheiten“ gegründet. Etwa neunzig Jahre später erhielt das Institut seinen heutigen Namen, nach dem ersten Direktor des Instituts, Bernhard Nocht. An dem Institut laufe derzeit eine Untersuchung zu der Vergangenheit des Namensgebers. Kritiker halten ihm vor, Kolonialist, Militarist und Rassist gewesen zu sein.
APOTHEKE ADHOC Debatte