Wirtschaftsspionage

Cyber-Angriff auf Pharmafirmen

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Berlin -

Rund jedes zweite Unternehmen in Deutschland ist einer Umfrage zufolge in den vergangenen zwei Jahren Opfer von digitaler Wirtschaftsspionage, Sabotage oder Datendiebstahl geworden. Besonders betroffen seien neben der Autoindustrie mit 68 Prozent der Unternehmen die Chemie- und Pharmabranche mit 66 Prozent. Das teilte der IT-Verband Bitkom mit. Das Finanz- und Versicherungswesen folgen mit 60 Prozent; die Medien und das Gesundheitswesen, darunter etwa Krankenhäuser, Ärzte und Heilpraktiker, kommen auf jeweils 58 Prozent.

Der deutschen Wirtschaft sei dadurch ein jährlicher Schaden von rund 51 Milliarden Euro entstanden. Einbußen hätten die Unternehmen durch Plagiate, Patentrechtsverletzungen und den Verlust von Wettbewerbsvorteilen. Zudem müssten Geräte ersetzt und Störungen im Betriebsablauf aufgefangen werden. Der Reputationsverlust könne Unternehmen in ihrer Existenz gefährden. Viele zeigten Datendiebstahl daher nicht an.

Bei knapp jedem vierten der 1074 befragten Unternehmen seien Computer, Smartphones oder Tablet-Computer gestohlen worden; in der Chemie- und Pharmabranche war laut Umfrage sogar rund jedes dritte betroffen, im Gesundheitswesen knapp jedes fünfte.

Bei fast einem Fünftel wurden Mitarbeiter manipuliert, um an Informationen zu kommen, etwa durch geschicktes Ausfragen am Telefon, in sozialen Netzwerken, im privaten Umfeld oder auf Messen, meist unter Verschleierung der eigenen Identität. In der Chemie- und Pharmabranche betraf dies sogar jedes dritte Unternehmen, im Gesundheitswesen ebenso.

17 Prozent der Unternehmen berichteten vom Diebstahl sensibler elektronischer Dokumente und Informationen, im Pharmabereich waren es 18,4 Prozent, im Gesundheitswesen 19,7 Prozent. 16 Prozent nannten Sabotage ihrer Systeme, die Quote in der Chemie- und Pharmabranche liegt nur bei 13,4 Prozent, im Gesundheitswesen bei 11,4 Prozent.

Physische Dokumente wurden laut Umfrage in 14 Prozent der Firmen gestohlen, von den Chemie- und Pharmaunternehmen waren 11,6 Prozent betroffen; in Unternehmen der Gesundheitsbranche wurde sogar jedes vierte Unternehmen bestohlen (23,2 Prozent).

Elektronische Kommunikation, wie E-Mails oder Messenger-Dienste wurden im Schnitt nur in 7,8 Prozent der Unternehmen ausgespäht; in chemischen und pharmazeutischen Unternehmen waren davon 12,4 Prozent betroffen, in Gesundheitsunternehmen 11,8 Prozent. Lediglich jede hundertste Firma in diesem Bereich berichtete, Besprechungen oder Telefonate seien abgehört worden. In Chemie- und Pharmaunternehmen waren es 7,6 Prozent.

Täter sind der Umfrage zufolge vor allem die eigenen und ehemalige Mitarbeiter. Aber auch Wettbewerber, Lieferanten und Kunden spionierten. 17 Prozent der Unternehmen nannten zudem Hobby-Hacker. Vor allem mittelständische Firmen schützten sich nicht ausreichend, erklärte Bitkom-Präsident Professor Dr. Dieter Kempf. Mit dem Einsatz von Verschlüsselungen würde die Zahl an digitalen Angriffen „signifikant kleiner werden“, sagte Kempf. Zudem müssten bereits an Universitäten mehr Kurse für IT-Sicherheit angeboten werden.

Die Studie ist repräsentativ für die deutsche Wirtschaft. Es wurden Führungskräfte von 1074 Unternehmen ab zehn Mitarbeitern befragt. Im Gesundheitswesen wurden 72 Unternehmen befragt und in der Chemie- und Pharmabranche 71 Unternehmen.

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