USA

Werbung bei Arzt-Fortbildungen

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In den USA steht die Pharmaindustrie unter dem Verdacht, finanzierte Fortbildungen zu Werbezwecken zu missbrauchen. Pro Jahr investieren Hersteller rund eine Milliarde US-Dollar in die verpflichtende Fortbildung der Mediziner (continuing medical education, CME). Kleinere Studien deuten auf eine gezielte Beeinflussung der Industrie hin.

Die CME-Leiterin an einer kanadischen Universität wurde auf die versteckte Produktwerbung aufmerksam, als sie einen Vortrag hörte, den sie selbst für ihre Studenten verfasst hatte. Der Referent hatte in der CME-Vorlesung die Vorlage jedoch verändert, so dass sie weniger lehrreich, dafür umso werblicher war. Daraufhin entwickelte die Professorin eine standadisierte Checkliste, um die Beeinflussung in CME-Vorträgen messen zu können. Mit ihrem Team untersuchte sie 17 von Herstellern gesponsorte Vorträge. Neun davon waren nicht streng objektiv, indem sie etwa einseitig eine Therapie vorstellten, ohne konkurrierende Produkte oder Ansätze zu erwähnen. Andere Hersteller verschwiegen die Nebenwirkungen ihrer Produkte oder versteckten sie im Kleingedruckten.

Einige Hersteller gehen offenbar soweit, die Gesundheit von Patienten zu gefährden: Etwa ein Viertel aller Frauen tragen das Herpes-Virus. Bei einer Schwangerschaft kann eine Übertragung auf das ungeborene Kind gefährlich sein, allerdings ist die Wahrscheinlichkeit einer Infektion gering. Da die Behandlung von Herpes Bluthochdruck verursachen kann, rät das amerikanische Gesundheitsministerium Schwangeren von der Untersuchung ab. Der britische Pharmariese GlaxoSmithKline (GSK) finanziert jedoch CME-Vorträge, bei denen ein Herpes-Test für schwangere Frauen empfohlen wird. Von einem umfassenden Screening verspricht sich GSK offenbar einen erhöhten Absatz seines Herpes-Medikamentes Valtrex (Valacyclovir). Der Hersteller weist die Vorwürfe zurück. GSK finanziere die Veranstaltung nur, habe aber auf die Auswahl der Referenten keinen Einfluss.

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