Urteil im Dezember erwartet

Paxlovid: Apothekerin gesteht Abgabe ohne Rezept

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Berlin -

Seit Montag steht eine Münchener Apothekerin zusammen mit einem ihrer Angestellten vor dem Landgericht Nürnberg-Fürth. Durch die Abgabe oder sogar den Weiterverkauf des vom Staat bereitgestellten Covid-Medikaments Paxlovid soll ein Schaden von mehr als 1,56 Millionen Euro entstanden sein. Vor Gericht räumte die Inhaberin ihr Fehlverhalten in Teilen ein.

Die für Betrug und Korruption im Gesundheitswesen zuständige Generalstaatsanwaltschaft in Nürnberg (ZKG) legt der Apothekerin und ihrem mitangeklagten Neffen Verstöße gegen das Arzneimittelgesetz (AMG) sowie Untreue beziehungsweise Beihilfe zur Untreue zur Last. Gegen die Vorwürfe bezüglich der Untreue wehrten sich die beiden Beschuldigten. Sie geben jedoch zu, Paxlovid ohne Rezept abgegeben zu haben und auch an Menschen ohne deutschen Pass, obwohl die durch den Bund organisierte Abgabe nur für deutsche Patient:innen galt.

Der beschuldigten 60-jährigen Apothekerin seien beim Verhandlungstag Tränen über das Gesicht gelaufen, berichtet „BR24“ vom Termin. Mit dieser Abgabe habe sie den Menschen helfen wollen und auch zeitgleich vermeiden wollen, dass das Arzneimittel verfällt. Laut Anklageschrift war sie aber über eine ihrer beiden Apotheken, mit der sie sich auf ausländische Kund:innen spezialisiert habe, mit Paxlovid auf dem Schwarzmarkt eingestiegen. Um etwa 335.000 Euro sollen sie sich auf diese Weise bereichert haben.

„Ich empfinde Ohnmacht, weil mir alles, was ich mir über Jahrzehnte aufgebaut habe, zu entrinnen scheint“, zitiert der Regionalsender die Angeklagte. Sie sei vor vielen Jahren von Teheran nach München gekommen, um dort Pharmazie zu studieren, was ihr im Iran verwehrt geblieben sei. Sie sei sich im Klaren darüber, dass sie nun Verantwortung für ihr Handeln übernehmen müsse.

Fast 5800 Packungen Paxlovid illegal verkauft

Die Bundesrepublik hatte Paxlovid Anfang 2022 in großen Mengen zentral erworben; dieses wurde bei den Großhändlern zwischengelagert, von den Apotheken bestellt und kostenlos an Patienten abgegeben, die Rezept vorlegten. Für die Abgabe erhielten Großhandel und Apotheke eine staatlich finanzierte Aufwandsentschädigung. Ein Export der Medikamente war verboten. Ende 2022 kam es wegen vieler Corona-Infektionen in China zu einer großen Nachfrage nach Medikamenten wie Paxlovid. „Dies führte zu einem regen Schwarzmarktreiben, was den Schwarzmarktpreis zeitweise in exorbitante Höhen trieb“, hieß es in der Anklageschrift. Auch die beiden Angeklagten stiegen aus Sicht der Generalstaatsanwaltschaft aus diesem Grund in das illegale Geschäft ein.

Der Anklageschrift zufolge bestellte die Apotheke im Januar 2023 fast 6800 Packungen Paxlovid beim Großhandel, ohne dass dafür Rezepte vorlagen. Davon hätten sie knapp 5800 Packungen in einem Gesamtwert von 1,56 Millionen Euro geliefert bekommen und diese gewinnbringend an verschiedene Abnehmer weiter verkauft, heißt es weiter. „Um diesen Betrag wurde – wie die Angeschuldigten jedenfalls billigend in Kauf nahmen – die Bundesrepublik Deutschland geschädigt.“

Seit dem Sommer sitzen die beiden Angeklagten bereits in Haft. Es sind noch drei Verhandlungstermine angesetzt, der letzte davon für den 12. Dezember.

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