Vaginasticks

Kräutertampons für den Jungfrau-Effekt

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Berlin -

Ein asiatischer Trend erobert die westliche Intimpflege: Vaginasticks. Eingeführte Stäbchen sollen die Vagina reinigen und verengen – mit Wunderwirkung für den Geschlechtsverkehr. Die zigarrenförmigen Tampons sollen auch gegen Menstruationsbeschwerden helfen.

Die Wirkung wird verschiedenen indonesischen Kräutern und Extrakten zugewiesen. Maduraberg-Wurzel, chinesisches Perlenpulver und Borneol sind Bestandteile der Vaginasticks: Diese Komponenten bewirken einen aromatischen Geruch der Stäbchen; zusätzlich wirkt das Perlenpulver adstringierend. Eine weitere Zutat ist Geißblatt. Dieses wurde früher auch in Deutschland als schweiß- und harntreibende Arzneidroge eingesetzt. Genau diesen Zweck soll es auch hier erfüllen: Flüssigkeitsziehende und folglich austrocknende Eigenschaften sind gewünscht.

Laut den Herstellern werden solche Sticks bereits seit Jahrhunderten von Frauen in Asien, Arabien und Persien genutzt. Die Heilkräuter gehören zur Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM). Die Werbetexte der Produzenten versprechen eine Bereicherung des Sexuallebens. Auf den Websites wird mit dem „Jungfrau-Effekt“ und Kommentaren wie „so eng wie beim allerersten Mal“ geworben.

Frühestens 15 Minuten vor dem Geschlechtsakt soll das Stäbchen eingeführt werden; die Wirkung soll sofort eintreten. Es gibt allerdings Beschränkungen: Die Sticks dürfen nicht länger als zwei Minuten an Ort und Stelle verweilen. Während der Menstruation und einer Schwangerschaft sollen sie gar nicht verwendet werden.

Die Wirkung ist einfach erklärt: Durch die starke Belastung mit ätherischen Ölen trocknet die Scheide aus, die chemische Reizung bewirkt das Anschwellen. Daneben entziehen die Sticks Feuchtigkeit – womit die Hersteller den reinigenden Effekt erklären. Außerdem sollen die Stäbchen vaginalen Ausfluss „reduzieren oder komplett eliminieren“.

Die kanadische Gynäkologin Dr. Jen Gunter warnt in ihrem Blog vor der Anwendung der Sticks. Durch das Austrocknen entstünden große Schmerzen, die Verbreitung von Geschlechtskrankheiten werde begünstigt, so Gunter. Die Barrierefunktion der natürlichen Flora könne nicht aufrecht erhalten werden. „Eine gesunde Scheide ist perfekt in der Lage, sich selber sauber zu halten“, erklärt Gunter. Zu diesem Reinigungsprozess gehören auch Ausscheidungen. Zwar führe Trockenheit dazu, dass sich die Vagina enger anfühle, gesund sei dies aber mit Sicherheit nicht.

Auch in anderen Ländern ist dieser gefährliche Trend bekannt: Im subsaharischen Afrika ist der sogenannte „trockene Sex“ verbreitet. Frauen führen sich dabei Pulver, meist zerriebene Kräuter oder Aluminiumhydroxid, in die Vagina ein. Dadurch werden alle Flüssigkeiten und Sekrete gebunden. Während des Geschlechtsverkehrs entsteht eine höhere Reibung, allerdings sind Schmerzen und Verletzungen der Intimhaut der Frau vorprogrammiert. Krankheitserreger – beispielsweise HIV – können dadurch noch leichter übertragen werden.

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