Jedes Jahr erleiden rund sieben Millionen Patienten weltweit Komplikationen durch eine Operation, und die Hälfte dieser Fälle wäre vermeidbar. Zu diesem Schluss kommt eine umfassende US-Studie für die Weltgesundheitsorganisation (WHO), die erstmals die Gesamtzahl aller operativen Eingriffe weltweit ermittelt hat. Demnach gibt es rund um den Globus pro Jahr 234 Millionen medizinische Operationen. Während es in den Industrieländern bei 0,4 bis 0,8 Prozent der Eingriffe zu Todesfällen komme, liege die Sterberate in Entwicklungsländern bei 5 bis 10 Prozent, berichten die Mediziner. Eine neue WHO-Checkliste für Kliniken soll Operationen künftig sicherer machen.
Die Wissenschaftler um Thomas Weiser von der Harvard-Universität in Boston (US-Staat Massachusetts) hatten für ihre Studie Operationsdaten aus 56 der 192 WHO-Mitgliedsländer aus dem Jahr 2004 ausgewertet und hochgerechnet. Dabei wurden alle mit Schnitten verbundenen Eingriffe berücksichtigt, die in Operationsräumen erfolgen und für die mindestens eine lokale Betäubung notwendig war. Im weltweiten Mittel wird demnach jedes Jahr einer von 28 Menschen operiert.
Die Auswertung macht aber auch eine klaffende Versorgungslücke deutlich: Das reichste Drittel der Weltbevölkerung erhält fast drei Viertel aller Eingriffe, das ärmste Drittel nur 3,5 Prozent, wie die Mediziner im britischen Medizinjournal „The Lancet“ berichten. Zugleich ist die Komplikationsrate in ärmeren Ländern deutlich höher. Die neue WHO-Checkliste soll sicherstellen, dass alle Patienten mit denselben, geprüften Sicherheitsstandards operiert werden. Bei Pilotversuchen in verschiedenen Krankenhäusern sei die Einhaltung dieser Standards bereits von nur rund einem Drittel auf 68 Prozent gestiegen, betonte die WHO.
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