Umfrage

Beratungszeit wird unterschätzt

, Uhr

Die Gespräche von Ärzten mit ihren Patienten in der Sprechstunde dauern laut einer Studie oft länger als von den Praxisbesuchern angenommen. Der Mediziner Dr. Wolfgang Stunder von der Hochschule in Freiburg hatte im Wartezimmer eines Hausarztes insgesamt 95 Patienten befragt, wie lange sie das ihnen bevorstehende Gespräch mit dem Arzt einschätzen. "In mehr als der Hälfte aller Fälle dauerte das Gespräch länger, als die Befragten vorausgesagt hatten", fasste Stunder das Ergebnis gegenüber der Fachzeitschrift "Ärztliche Praxis" zusammen.

Im Durchschnitt blieben die Patienten rund 9 Minuten im Arztzimmer, bei Patienten mit psychosomatischen Erkrankungen waren es etwa 13 Minuten. Nur jeder dritte Patient schätzte die Dauer richtig ein. "Nicht jeder Patient wünscht oder benötigt ein langes Gespräch", erklärte der Experte. Denn bei körperlichen Erkrankungen brauchten erfahrene Hausärzte oft nur wenige Minuten, um die richtige Therapie einzuleiten. Ein Vorteil für die Hausärzte sei zudem, dass sie ihre Patienten oft kennen und richtig einschätzen können.

Anders verhalte es sich bei Patienten mit psychosomatischen Störungen. Sie unterschätzen oft die Komplexität ihrer Erkrankungen und damit den Gesprächsbedarf. Daher benötigten die Gespräche auch schon mal eine halbe Stunde oder länger. Diese Patienten waren aber auch diejenigen, die - obwohl sie die meiste Zeit bekamen - am häufigsten unzufrieden mit dem Arztgespräch waren. "Daraus kann man den Schluss ziehen, dass die Dauer des Arzt-Patienten-Kontaktes nicht so entscheidend für die Patientenzufriedenheit ist, wie dies häufig angenommen wird", sagte der Mediziner.

Newsletter
Das Wichtigste des Tages direkt in Ihr Postfach. Kostenlos!

Hinweis zum Newsletter & Datenschutz

APOTHEKE ADHOC Debatte