Entwicklungsländer

Ärzte mit Autos bestochen

, Uhr

Ärzte in Entwicklungsländern werden offenbar in großem Umfang von Pharmaunternehmen bestochen, damit sie die Medikamente der Hersteller verschreiben. Einem Bericht der Verbraucherschutzorganisation Consumers International (CI) zufolge sind bis zu 50 Prozent der Verschreibungen in Entwicklungsländern medizinisch nicht indiziert.

Je nach Land werden die Ärzte mit Klimaanlagen, Laptops und Clubmitgliedschaften von den Produkten der Konzerne überzeugt. Ein indischer Arzt sagte aus, für 200 ausgestellte Rezepte über ein teures Medikament die Anzahlung für einen Neuwagen erhalten zu haben. Auch Einladungen zu Konferenzen in Fünf-Sterne-Hotels oder Zuschüsse zum Schuldgeld der Kinder machen Ärzte in Entwicklungsländer gefügig. In Indien sei das eine akzeptierte Norm, verrät der Mediziner. CI berichtet von ähnlichen Zuständen in Pakistan, Venezuela, Indonesien und Malaysia.

CI-Geschäftsführer Richard Lloyd fordert daher ein generelles Verbot für Arztgeschenke: „Die Pharmaindustrie sieht in den Entwicklungsländern ein billionenschweres Geschäft in den kommenden 40 Jahren.“ Wegen der schwachen Regularien seien diese Länder ein leichtes Ziel für die Konzerne, doch die Gesundheitssysteme könnten den irrationalen Arzneimittelverbrauch nicht finanzieren, erklärt Lloyd. Manche Unternehmen gingen soweit, Nebenwirkungen oder Einnahmebeschränkungen nicht anzugeben, um den Konsum zu erhöhen, kritisiert der CI-Bericht. Die Selbstbeschränkung großer Hersteller wie GlaxoSmithKline, Wyeth, Novartis oder Pfizer funktioniere nicht. Dies zeigten Werbekampagnen in Entwicklungsländern, die in Europa als irreführend verboten würden, so CI.

Newsletter
Das Wichtigste des Tages direkt in Ihr Postfach. Kostenlos!

Hinweis zum Newsletter & Datenschutz

Mehr zum Thema
USA, Italien und Belgien
Novo Nordisk kauft Abfüllanlagen
Beirat für Liefer- und Versorgungsengpässe
Fosfomycin: Keine wirkstoffgleiche Alternative
Mehr aus Ressort
Action Medeor und AKNR helfen
Neue Sozialapotheke für die Ukraine
Seit zehn Jahren in Deutschland
Syrischer Inhaber: „Ich werde bleiben“

APOTHEKE ADHOC Debatte