Grippeimpfstoffe

„Zentrale Versorgung bringt mehr Transparenz“

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Mehr als 130 Ärzte haben sich in Sachsen-Anhalt über die Belieferung mit Grippeimpfstoffen durch die Schloss Apotheke in Bergisch Gladbach beschwert. Die Kassenärztliche Vereinigung hat die gesammelten Reklamationen an Gesundheitsministerium und Krankenkassen geschickt. Apotheker Markus Kerckhoff räumt Startschwierigkeiten ein, findet die zentrale Versorgung aber trotzdem überlegen. Mit APOTHEKE ADHOC sprach Kerckhoff über die technischen Herausforderungen, Defizite bei den Apotheken vor Ort und die Zukunft der Impfstoffversorgung.

ADHOC: Was läuft schief bei der Impfstoffversorgung in Sachsen-Anhalt?
KERCKHOFF: Aktuell läuft gar nichts schief. Wir haben eine stabile Situation, alle Auftragseingänge werden noch am selben Tag bearbeitet und an den Logistiker übergeben. Wir hatten aber in der ersten Woche Probleme. Dafür fühle ich mich verantwortlich, und die Kritik nehme ich an. Zu keinem Zeitpunkt wurde die Kühlkette unterbrochen, alle Praxen sind - wenn auch mit Verzögerung - versorgt worden.

ADHOC: Warum gab es Schwierigkeiten?
KERCKHOFF: Wir hatten den Impfstoff am 29. August vom Hersteller erhalten. Bis 31. August hatten wir 260.000 Dosen konfektioniert und 1100 Sendungen an den Logistiker übergeben. Der ist dann bundesweit an die Grenze seiner Leistungsfähigkeit gekommen und konnte in wenigen Fällen teilweise erst mit einer Woche Verspätung zustellen.

ADHOC: War Trans-o-flex nicht vorbereitet?
KERCKHOFF: Wir wissen noch nicht, wo konkret die Probleme gelegen haben. Jede Kette ist aber nun einmal so stark wie ihr schwächstes Glied, und da ich als Verantwortlicher den Hut auf habe, muss ich dafür auch geradestehen. Aber wenn Sie die Zahl der echten Reklamationen - wir sprechen hier von 76 Lieferverzögerungen bei konstanter Kühlkette - ins Verhältnis setzen zu den 1800 Ärzten, die bislang bestellt haben, haben wir mit unserem Ergebnis eine 2+ erreicht. Das lässt sich natürlich noch verbessern.

ADHOC: Immerhin ist die Logistik das zentrale Element beim Impfstoffversand.
KERCKHOFF: Definitiv. Ich bin seit 17 Jahren im Impfstoffgeschäft, und es gibt am Anfang der Grippe-Saison immer einen Peak, das kennen auch die Apotheken vor Ort. Wir haben uns darauf vorbereitet und in den ersten Tagen gut ein Drittel der für die gesamte Saison erwarteten Impf-Dosen ausgeliefert. Aktuell sind wir bei 524.000 Dosen, also zwei Drittel, und knapp 2500 Aussendungen gesamt. Nach einer Woche sind wir bei einer konstanten Tagesleistung von circa 90 Aussendungen mit 10.000 Impfdosen angekommen.


ADHOC: Haben Sie vielleicht den falschen Partner?
KERCKHOFF: Sicher nicht. Wir haben uns klar für Trans-o-flex entschieden, weil dort die Kühlware auch bei Verzögerungen in aktiver Kühlung nicht zu Schaden kommen kann. Wichtiger als die Termintreue um jeden Preis ist für mich die ordnungsgemäße Auslieferung, und die war und ist zu keiner Zeit gefährdet. Der Temperaturverlauf jeder einzelnen Sendung ist komplett dokumentiert und belegt, dass die Kühlkette nicht unterbrochen war.

ADHOC: Die Ärzte klagen, dass die Impfstoffe in ungekühlten Pappkartons ausgeliefert wurden.
KERCKHOFF: Das ist auch richtig so, da wir in aktiver Kühlkette ausliefern. Trans-o-flex hat, übrigens als einziger Anbieter in Deutschland, ein aktives Kühlsystem. Die Lieferfahrzeuge sind praktisch rollende Kühlschränke. Die Kühlsendung ist so viel besser aufgehoben als in Styropor-Boxen mit Kühlakkus.

ADHOC: Sie kam nur eben zeitweise nicht beim Arzt an.
KERCKHOFF: Ich will diesen Punkt nicht kleinreden. Wir haben bei 2500 Aussendungen 76 Hinweise auf verzögerte Auslieferung. Das entspricht 3 Prozent der Aussendungen und beschränkt sich auf eine Kalenderwoche. Wenn Sie 800.000 Dosen sicher ins Ziel bringen wollen, dann hapert es auch schon einmal an der einen oder anderen Stelle. Entscheidend ist, wie man damit umgeht. Wir haben die Fehler analysiert und die Prozesse angepasst. Neu ist, dass bei einer zentralen Versorgung die Fehler transparent werden.

ADHOC: Also müssen Mängel hingenommen werden?
KERCKHOFF: Ganz im Gegenteil: Gerade weil diese neue Vertriebsform mehr Transparenz bringt, gibt es die Möglichkeit, sie kontinuierlich zu verbessern. Betrachten Sie in diesem Kontext bitte auch die politische Komponente: Wenn sich die Krankenkassen für Ausschreibungen entscheiden, wollen sie bei mindestens gleichbleibender Qualität Kosten reduzieren. Wir liefern beides. Durch die Kühlketten- und Chargendokumentation jeder einzelnen Impfdose erhöhen wir die pharmazeutische Qualität und reduzieren die Kosten pro Impfdosis um 10 Euro. Das summiert sich bei 800.000 Dosen auf 8 Millionen Euro - das entspricht 20 Prozent der Impfstoff-Kosten in Sachsen-Anhalt von 2009. Das bedeutet auch, dass alle Beteiligten im Gesundheitswesen, Hersteller, Apotheker und Ärzte gleichermaßen Veränderungsbereitschaft zeigen müssen.

ADHOC: Das klingt sehr selbstbewusst.
KERCKHOFF: Ich will zuerst einen Qualitäts-, dann einen Preiswettbewerb. Daher stehe ich zu meiner Forderung, dass auch pharmazeutische Großhändler und Vor-Ort-Apotheken dazu verpflichtet werden sollten, Kühlung und Chargen komplett zu dokumentieren. Die heutigen Verhältnisse sind unzureichend, da liegt viel im Argen.

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