Frontal 21

Stada-Loge für Ärzte und Apotheker?

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Der Generikakonzern Stada soll laut Aussagen ehemaliger Mitarbeiter mit unlauteren Verkaufsmethoden Ärzte- und Apotheker dazu gebracht haben, den Umsatz von Stada-Produkten zu erhöhen. Dies geht aus einer Vorabveröffentlichung des ZDF-Magazins „Frontal 21“ hervor, das einen entsprechenden Beitrag heute Abend ausstrahlen will. Stada weist die Vorwürfe zurück.

Laut „Frontal 21“ soll Stada Mediziner und Pharmazeuten mit Geld- oder Sachgeschenken geködert haben: Dem Beitrag zufolge soll das Verordnungsverhalten beeinflusst worden sein, indem Ärzte und deren Familienangehörige beispielsweise durch Außendienstmitarbeiter zu Kart-Rennen oder zu wichtigen Sportereignissen eingeladen wurden.

„Wir hatten eine Loge im Frankfurter Fußballstadion, auf Schalke und Sitzplätze in der Münchener Allianz-Arena. Und da wurden natürlich nur Ärzte eingeladen, die auch Umsatz gemacht haben. Man könnte sagen: Eine Hand wäscht die andere“, so der Informant gegenüber „Frontal 21“.

Um ihren Umsatz mit den Produkten des Herstellers nachzuweisen, sollen einige Ärzte den Pharmareferenten Einblick in ihre Verordnungsdaten gewährt haben. „Wir haben dann gewisse ausgehandelte Prozentsummen an den Arzt direkt wieder gezahlt.“ Zur Abwicklung dieses Geschäfts hätten manche Ärzte auch fiktive Fortbildungsveranstaltungen oder Seminare in Rechnung gestellt. „Es wurde Umsatz gekauft. Das ist bis heute so“, so der ehemalige Mitarbeiter.

Apotheker sind demnach noch schneller als Ärzte auf die Offerten des Unternehmens eingegangen: „Hatte man einen Apotheker auf seiner Seite, dann hat ein Apotheker nur Stada ausgegeben, dafür musste man halt dem Apotheker wieder was geben.“

Ein Stada-Sprecher sagte gegenüber APOTHEKE ADHOC, die Vertriebsgesellschaften hätten im Rahmen der gesetzlichen Bestimmungen gehandelt. Wenn es einen begründeten Korruptionsverdacht im Unternehmen gibt, beschäftigen sich die internen Compliance- und Revisionsabteilungen mit den Vorgängen. Zu Details wollte der Sprecher keine Aussage machen.

Erst vor wenigen Jahren war der Ulmer Generikakonzern Ratiopharm wegen ähnlicher Praktiken in die Schlagzeilen geraten. Die Staatsanwaltschaft Ulm will Ende März entscheiden, ob sie einen Musterprozess gegen einen beteiligten Arzt eröffnet.

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