Seit drei Jahren lässt die Verbändetochter Gedisa die Apotheken über eine Zwangsumlage zur Ader. Der Jahresabschluss für das Jahr 2023 zeigt, wie die Millionenbeträge ausgegeben werden.
Die Gedisa wurde 2021 von den Landesapothekerverbänden (LAV) gegründet, nur der Apothekerverband Westfalen-Lippe (AVWL) beteiligte sich nicht. Für drei Jahre gab es eine Anschubfinanzierung, die in der Größenordnung von 30 Millionen Euro gelegen haben soll. Im vergangenen Herbst stimmten die Gesellschafter zähneknirschend einer weiteren Zwangsumlage für die Mitglieder zu, ohne die das Unternehmen wohl nicht hätte überleben können.
Der Jahresabschluss für 2023 gibt einen Einblick in das Geschehen. Ziemlich genau 10 Millionen Euro weist die Gedisa als Umsatz aus – das sind zum allergrößten Teil die Gebühren, die die Apotheken über ihre Sonderbeiträge zahlen.
Auf der Ausgabenseite schlagen Löhne und Gehälter mit 2,1 Millionen Euro zu Buche, was bei 24 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ein beachtlicher Posten ist. Weitere Steigerungen wurden bereits angekündigt: „Zur vollumfänglichen Gewährleistung unserer vielfältigen Aufgaben Iaut Gesellschaftervertrag sowie zur Sicherung eines stabilen innerbetrieblichen Ablaufs ist ein weiterer Personalaufbau notwendig“, so Geschäftsführer Sören Friedrich. So wurde bereits in Aussicht gestellt, dass sich die Personalkostenquote von 21 Prozent noch weiter erhöhen werde. „Insgesamt planen wir im Personalbereich mit einem Wachstum von rund 90 Prozent.“
Im Personalbereich hätten entsprechend „Maßnahmen zur Akquise neuer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie die Etablierung sozialer Leistungen beziehungsweise Angebote für unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter“ im Fokus gestanden. Und: „Auf der Grundlage spezieller Bedarfsanalysen haben wir im Berichtsjahr eine Mitarbeiterin zu externen Weiterbildungen entsandt, um ihre weitere berufliche Qualifikation in Richtung Personalmanagement zu fördern.“
Das meiste Geld ging aber für externe Dienstleister drauf: Für das Webportal fielen Entwicklungs- und Betriebskosten in Höhe von 2,5 Millionen Euro an, für Lizenzen wurden 1,9 Millionen Euro ausgegeben. Und weitere 1,4 Millionen Euro flossen in Marketing: Im Umfeld der Expopharm 2023 wurde auf Plakaten für die App „Apoguide“ geworben, auch wenn man sich damals nur Apotheken anzeigen lassen, Termine buchen, mit dem Team chatten oder ein Rezeptfoto hochladen konnte. Insgesamt summierten sich die sonstigen betrieblichen Aufwendungen auf 7,4 Millionen Euro.
In Sachanlagen, überwiegend Ausstattung für die Mitarbeitenden, und immaterielle Vermögensgegenstände wurden 87.000 Euro investiert, demgegenüber wurden 443.000 Euro planmäßig abgeschrieben. Unter dem Strich blieb von den Einnahmen nichts übrig, stattdessen wurde ein minimaler Fehlbetrag von 6000 Euro ausgewiesen. Bestätigt wird der Abschluss durch die Aufsrichtsräte Dr. Peter Froese (Schleswig-Holstein), Ina Hofferberth (Baden-Württemberg), Professor Dr. Dr. Christian Bernzen (Sachsen), Frank Germeshausen (Niedersachsen), Dr. Susanne Damer (Berlin), Dr. Alexander Schneeberg (Thüringen), Dr. Jan-Niklas Francke (Rheinland-Pfalz) sowie Professor Dr. Achim Hecker und Dr. Thomas Pfänder.
Und welche Erfolge konnte die Gedisa vorweisen? Man wolle für die Apotheken ein „Treiber der digitalen Entwicklung und verlässlicher Partner“ sein. „Unsere Angebote werden allen Apotheken, deren und Kunden Verbänden, Patienten und Kunden sowie anderen Institutionen und Unternehmen im Gesundheitswesen zur Verfügung stehen.“ Mit dem durch die Gesellschafter zur Verfügung gestellten Kapital bringe man die Digitalisierung im Apothekensektor auf eine „gesunde Basis“; durch den Zugewinn der nötigen Arbeitskräfte habe man große Fortschritte erzielen.
Heißt konkret: „Das Apothekenportal wurde weiterentwickelt und die Sicherheit gehärtet.“ Als Beispiele für die Arbeit wird der Aufbau eines hochsicheren Identity Providers (IDP) für den Login der Nutzer genannt; hier sei der Start „etwas holperig“ gewesen, jetzt habe man aber „einen hochsicheren Standard zum weiteren Betrieb“. Auch die Einführung von Apomail mit Hosting in Deutschland, der Aufbau eines sicheren Datenraums mit revisionsicherer Ablage sowie ein Kommunikationskanal nach TI-Standard werden genannt, genauso wie Apoguide als Endkunden-App und die Software zur Erbringung und Dokumentation Pharmazeutischer Dienstleistungen (pDL).
Für das Jahr 2024 wurde die Implementierung eines Shopsystem in Aussicht gestellt, „um den Umsatz der OTC-Präparate wieder anheben zu können und nicht das Spielfeld den Versandapotheken zu überlassen“. Der Messenger solle eine Gematik-Zulassung erhalten, und die Anbindung „weiterer Protagonisten“ sei in Planung. Zudem habe man begonnen, eine Verbandsmanagementsoftware für zunächst zehn Verbände zu entwickeln, die Ende 2024 dann ausgerollt werden solle. „Wir sind bestrebt, die Angebote für die Apothekerinnen und Apotheker beständig auszubauen“, so Friedrich.
Ein Blick in die Bilanz zeigt außerdem, dass das Unternehmen zum Start mit einer großzügigen Einlage ausgestattet wurde: Eine Million Euro werden als Rücklage ausgewiesen und finden sich als entsprechender Kassenbestand. Weitere 3,6 Millionen Euro sind als Rückstellungen geführt – überwiegend für „Erfüllungsrückstände“. Im Jahr zuvor waren es hier sogar 5,8 Millionen Euro.
