Kommentar

Pick-up: Strategie oder Taktik?

, Uhr

dm und die Europa Apotheek Venlo gehen in die Offensive - doch die Stoßrichtung des Manövers ist unklar. Sehr bald schon soll es in allen 1000 dm-Filialen Pharma Punkte geben; schneller, besser, sicherer. Doch die Frage drängt sich auf, warum dm ausgerechnet jetzt millionenschwer investieren will. Immerhin war der politische Gegenwind nie stärker als heute.

Denn während ein generelles Rx-Versandverbot kontrovers diskutiert wird, kann keine Fraktion in Berlin das Pick up-Geschäft leiden. Gegen diese „Fehlentwicklung“ schmieden Politiker jeder Couleur gemeinsam Pläne. Ein Vorstoß gegen die gewerbliche Rezeptsammlung scheint eine Frage der Zeit.

Und dm? Zwar wähnt man sich rechtlich in Sicherheit. Doch bis heute weiß außer den beiden Kooperationspartnern niemand, wie gut das Angebot wirklich angenommen wird. Kritiker vermuten daher hinter den Expansionsplänen nichts als ein Vorbereitungsmanöver für den Einstieg in das Vor-Ort-Geschäft mit Arzneimitteln. dm dementiert und pocht auf das Pick up-Modell: „Eine vergleichbare Flächenproduktivität wird bei einer Apotheke nie zu realisieren sein“, so Geschäftsführerin Petra Schäfer.

Kein Interesse an der Kette also? Das klingt wenig wahrscheinlich, zumal die ganze Welt des Einzelhandels ihr Augenmerk auf die Margen im Arzneimittelgeschäft geworfen hat. Schäfer räumt mit Blick auf die Apothekenbetriebsordnung ein: „Es gibt heute kein Handelsunternehmen, das aus dem Stand heraus die Rahmenbedingungen für Apotheken erfüllen kann.“

Doch abgesehen davon, dass die Partner die Vorschriften derzeit ohnehin geschickt aushebeln, wird man in Karlsruhe alles daran setzen, die Drogeriemärkte für Apothekenwaren salonfähig zu machen. Im Ausland rüttelt dm bereits aktiv an der Apothekenpflicht.

Vielleicht sollen mit der Pick up-Expansion aber auch erst einmal Fakten geschaffen werden, um Vorstöße gegen das Modell ins unternehmerfeindliche Abseits zu stellen. Denn die Hemmschwelle für ein Pick up-Verbot steigt mit jedem Pharma Punkt - nicht zu vergessen, dass Schlecker eine zweite Front eröffnet hat.

Newsletter
Das Wichtigste des Tages direkt in Ihr Postfach. Kostenlos!

Hinweis zum Newsletter & Datenschutz

Mehr zum Thema
„Ich habe eine Rechnung für ‚Nichtstun‘ erhalten.“
Audit verweigert: AfP will 326 Euro
Feld nicht den Versendern überlassen
Card Link: Gedisa bringt standeseigene Lösung
Mehr aus Ressort
Reha-Sparte wird abgestoßen
GHD verkauft OTB

APOTHEKE ADHOC Debatte