Kommentar

K.O. der CoBox

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Auf den ersten Blick ist es eine verdammt gute Idee: Wo sich keine Filiale mehr lohnt, übernimmt eine kleine Box die Versorgung, mit direkter (Video-)Ansprache und gratis Medikamentenlieferung. Doch das Projekt CoBox zeigt, dass sich die ländliche Versorgung nicht mit einer Telefonzelle retten lässt. Am Ende konnte sich die CoBox nicht einmal selber retten.

Dabei hatten die Macher wirklich nichts unversucht gelassen: die Behörden bekniet, die Apotheker umworben, sogar den Duplo-Werbespruch umgedichtet. Doch irgendwann war das große Feuerwerk um die „vermutlich kleinste Apotheke der Welt“ abgebrannt. BMG und Patentamt ließen sich nicht gegeneinander ausspielen, der Innovationspreis ging an ein anderes Start-up-Unternehmen und Flaggschiff-Apotheker fanden sich auch nicht so leicht.

Die CoBox ist nicht der erste „neue Player“, der für seine Euphorie gefeiert wird und dann nach ein oder zwei Jahren hart auf dem Boden der Versorgungsrealität aufschlägt. Und der dann schnell merkt, dass gerade die Apotheken auf dem flachen Land die Versorgung mit viel effizienteren Methoden sicherstellen. Für eine Rezeptsammelstelle war die CoBox schlicht und einfach viel zu teuer.

Wer dann aber seinen Anspruch auf Gemeinnutz opfert und die Rezepte lieber an hochfrequenten Posten in der Nähe von Ärztezentren sammelt, verliert zurecht auch die politische Rückendeckung. Denn dann ist die Videoapotheke einfach nur Pick-up - und das kann sogar Schlecker.

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