Kassen lassen Novartis abblitzen | APOTHEKE ADHOC
Lucentis/Avastin

Kassen lassen Novartis abblitzen

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Der schweizerische Pharmakonzern Novartis ist bei den Krankenkassen mit einem Angebot für das Medikaments Lucentis (Ranibizumab) gescheitert: Der Konzern hatte eine Kostenbegrenzung von 315 Millionen Euro pro Jahr für die Behandlung einer unbegrenzten Anzahl von Patienten mit feuchter altersbedingter Makuladegeneration (AMD) angeboten, berichtet die Neue Züricher Zeitung (NZZ). Doch die Kassen reagierten laut Bericht nicht auf den Vorschlag, sondern erlaubten den Augenärzten in Verträgen, die Patienten weiterhin mit Avastin (Bevacizumab) zu behandeln.

Vor der Zulassung von Lucentis wurde AMD im „Off-Label-Use“ erfolgreich mit Avastin therapiert. Allerdings ist das Darmkrebsmittel des Konzerns Roche für eine Therapie bei dieser Krankheit nicht zugelassen. Im vergangenen Sommer hatte Novartis laut NZZ vor dem Düsseldorfer Sozialgericht gegen das Vorgehen der Kassen geklagt. Das Unternehmen nannte drastische Umsatzausfälle und die Gefahr für die Patienten als Grund. Die Richter teilten diese Ansicht nicht und verwiesen in der Urteilsbegründung auf das Gemeinwohl, so die NZZ.

Laut Arzneiverordnungsreport kostet Lucentis pro Patient und Jahr mehr als 18.000 Euro, so dass eine Behandlung aller 485.000 Patienten mit 8,9 Milliarden Euro zu Lasten der Kassen zu Buche schlagen würde. Eine Therapie mit Avastin hingegen belaste die GKV nur mit insgesamt 32 Millionen Euro. Da das Angebot von Novartis zur Deckelung der Ausgaben noch immer zehnfach höher liegt, hatten die Kassen nicht reagiert. Ende 2007 schrieb Novartis einen Brief an den Gesundheitsausschuss des deutschen Bundestages, berichtet die NZZ. Darin versuchte der Konzern Druck auf die Krankenkassen auszuüben, damit diese in Verhandlungen treten.

In Deutschland ist im Streit um Lucentis und Avastin eine Diskussion um Zwangszulassungen entbrannt. Zu Jahresbeginn hatte die US-Gesundheitsbehörde National Institute of Health eine vergleichende Studie zwischen Avastin und Lucentis gestartet, berichtet die NZZ. Diese könne das Ende des teuren Medikamentes bedeuten, sollte Avastin gute Ergebnisse liefern. Resultate seien jedoch erst frühestens in zwei Jahren zu erwarten.

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