Teststreifen

Hersteller schicken Testkäufer zu Müller

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In mehreren Filialen der Drogeriemarktkette Müller sind zuletzt Blutzuckerteststreifen aufgetaucht. Die Produkte namhafter Hersteller werden sämtlich zum - durchaus apothekenüblichen - Preis von 29,99 Euro abgegeben. Trotzdem sind die betroffenen Firmen nach eigenem Bekunden nicht begeistert, dass ihre Präparate im Mass Market vertrieben werden. Während einige Unternehmen jetzt gezielt bei Großhändlern nachfragen, haben andere die Apotheker oder große Versender im Verdacht. Die Ermittlungen laufen.

So hat Bayer seinen Außendienst in die Müller-Filialen geschickt, um über Testkäufe die Spur zum Zwischenhändler aufzudecken. Die Blutzuckermesssysteme seien als Medizinprodukte zwar nicht apothekenpflichtig. Bayer lege aber Wert darauf, dass diese Produkte von entsprechendem Fachpersonal abgegeben werden, sagte eine Sprecherin. „Denn Menschen mit Diabetes treffen auf der Basis der gemessenen Blutzuckerwerte Entscheidungen für ihre Therapie.“

Auch Roche setzt bei der Indikation Diabetes auf Fachpersonal. 20 Prozent der Teststreifen werden einem Sprecher zufolge über Diabetiker-Fachhändler vertrieben, der Rest über Apotheken. „Wir liefern nicht an Drogerien und haben das auch gar nicht nötig: Es misst nicht ein Diabetiker mehr, nur weil die Teststreifen bei Müller verkauft werden“, so der Sprecher. Die Schweizer ermitteln gerade bei den Großhändlern, die die betroffenen Chargen eingekauft haben.

Johnson & Johnson (J&J) will ebenfalls über Testkäufe und Chargenrückverfolgung dahinter kommen, wie die Ware in den Mass Market gelangt ist. Der US-Hersteller setzt bei seinem Produkt LifeScan ebenfalls auf Apotheken. Dem Wunsch der Kunden entsprechend beliefere man daneben nur präqualifizierte Leistungserbringer. „Aktuell haben wir keine konkreten Pläne unsere Distributionsstrategie zu ändern und beliefern die Drogeriemarktkette Müller nicht“, so ein Sprecher des Konzerns.

Gleiches Bild bei Abbott. Von dem US-Hersteller waren die Teststreifen Precision Xtra und Freestyle Lite bei Müller aufgetaucht. Der Vertrieb erfolge ausschließlich über den Großhandel, direkt an Apotheken sowie an ausgewählte Fachhändler, sagte eine Sprecherin. Der Verkauf in Drogeriemarktketten sei zwar nicht illegal, „aber wir ermutigen die Patienten, immer mit einer Fachkraft zu sprechen“, so Abbott.

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