Partner-Apotheken

DocMorris könnte Ziele verfehlen

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Einige Analysten und Branchenkenner misstrauen den Expansionsankündigungen des DocMorris-Protagonisten und "Visionärs" (O-Ton DocMorris-Website) Ralf Däinghaus. Bis zum Jahresende will der geschäftstüchtige Informatiker und Pharmahandelsmarkt-Spezialist bekanntlich 100 Partner-Apotheken mit dem grünen Kreuz ausstatten. Bis Donnerstag waren es noch nicht einmal 50 - und das, obwohl das Unternehmen nach eigenem Bekunden mehrere hundert Anfragen von Apothekern bekommen haben will.

Die niederländische Versandapotheke DocMorris, mittlerweile ein Tochterunternehmen der Stuttgarter Celesio AG wächst nach Ansicht von Frankfurter Marktanalysten und Branchenkennern zurzeit zu langsam, um das gesteckte Ziel zu erreichen. "Es ist schwer vorstellbar, dass das Unternehmen zum einen die bereits angeschlossenen Partner erfolgreich integriert und gleichzeitig die Expansion derart vehement vorantreibt", meint der Pharma-Analyst eines großen deutschen Bankhauses gegenüber APOTHEKE ADHOC.

Sollte DocMorris bis zum Ende des Monats September die 50 voll machen, dann müssten noch einmal ebenso viele Apotheken innerhalb von nur drei Monaten angedockt werden. Das hieße: Durchschnittlich eröffnen ab der ersten Oktoberwoche wöchentlich drei bis vier Partner-Apotheken - die vielen Feiertagswochen mitgerechnet. Das halten auch Pharmahandels-Experten für "ziemlich ambitioniert bis nicht machbar".

Viele Experten und Journalisten trauen den Ankündigungen von Däinghaus nur bedingt über den Weg. Zur Erinnerung: Noch 2004 hatte Däinghaus gegenüber der "Financial Times Deutschland" gesagt, er rechne für das Jahr 2005 mit 230 Millionen Euro Umsatz; bis 2007 wollte er mit DocMorris einen "signifikanten Marktanteil" erreichen. Laut Däinghaus wäre dies ein Umsatz von 500 Millionen Euro.

Die FAZ schrieb 2006 über Däinghaus: "Sein Problem ist eher, dass die Realität nicht mit seinen kecken Sprüchen Schritt hält. 8 Prozent Marktanteil hat er für den Internethandel mit Medikamenten prognostiziert. Etwa 1 Prozent sind es im Moment." So stürmisch, "wie Däinghaus gern den Anschein erweckt", wachse die Internet-Apotheke nicht mehr. Die Erlöse hätten "weit hinter den ursprünglichen Prognosen" gelegen. 300 Millionen Euro Umsatz hatte Däinghaus laut FAZ einst als Ziel für 2006 ausgegeben - am Ende waren weniger als 180 Millionen Euro herausgekommen.

Sollte das Celesio-Tochterunternehmen die vielfach öffentlich ausgegebenen Ziele verfehlen, könnte sich das Konzern-Management möglicherweise kritischen Fragen ausgesetzt sehen. Denn das Medienberichten zufolge 200-Millionen-Euro-Investment in DocMorris muss schnell Früchte tragen. Immerhin gilt ausgerechnet Celesio-CEO Dr. Fritz Oesterle mittlerweile als energischster Verfechter einer möglichen Marktliberalisierung. Sollten sich die Ankündigungen seines Nachwuchsstars Däinghaus als nicht zielführend erweisen, könnte dies auch diejenigen Aktionäre und Investoren abschrecken, die bislang noch auf die Strahlkraft der Marke gesetzt haben.

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