Auch fünf Monate nach dem Start der AOK-Rabattverträge klagen die Apotheken über Lieferengpässe großer Rabattpartner. Immer wieder kommt es zu Ausfällen. Zum Jahresende könnte sich die Situation verschärfen, weil die Apotheken vor der Umstellung der Großhandelsvergütung Bestellungen vorziehen, um ihren Lagerwert aufzubessern. Hersteller wie Betapharm reagieren und kontingentieren ihre Ware.
Wegen der extrem großen Nachfrage lebt Betapharm laut Geschäftsführer Michael Ewers bei einigen Wirkstoffen „von der Hand in den Mund“. Neue Ware werde immer sofort ausgeliefert. Im Großen und Ganzen ist Ewers mit der Verfügbarkeit aber zufrieden: Von Metoprolol-Succinat habe man im Oktober 380.000 Packungen ausgeliefert, laut IMS-Zahlen aber nur rund 60.000 in Apotheken verkauft. Bei Simvastatin liegen die Zahlen Ewers zufolge zwar etwas näher zusammen, größere Lieferschwierigkeiten habe man aber auch damit nicht.
Eine Einschätzung, die nicht jeder teilt: Auf der aktuellen Defektenliste einer Apotheke sind mehr als die Hälfte der direkt bestellten Präparate von Betapharm als „zur Zeit nicht lieferbar“ gekennzeichnet, darunter die AOK-Rabattarzneimittel Ciprobeta (Ciprofloxazin), Simvabeta (Simvastatin) und Metoprolol-Succinat.
Ewers bestätigte, dass Betapharm im Direktgeschäft nur begrenzte Mengen ausliefert: „Derzeit gibt es gerade im Niedrigpreissegment eine Tendenz zu Großbestellungen. Damit sind wir relativ restriktiv.“ Der Hersteller will zunächst dafür sorgen, dass der Großhandel ausreichend bestückt ist.
Auch im kommenden Jahr will Betapharm übrigens nicht auf den Ausbau des Direktgeschäfts setzen. Wegen der nicht rabattfähigen 70 Cent der Großhandelsmarge werden vor allem preisgünstige Schnelldreher für das Direktgeschäft interessant. Ewers hat allerdings Zweifel, ob es sich rechnet, die Logistik komplett umzustellen und monatlich mehrere hunderttausend Packungen selbst zu versenden. „Wir werden da nicht mitmachen, sondern weiter über den Großhandel liefern“, kündigt der Firmenchef an.
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