Der Großhändler AEP steht vor einem Besitzerwechsel. Ein strukturierter Kaufprozess sei beschlossen worden, berichtet das Manager Magazin. Ein Interessent wird bereits genannt. Das Wiesbadener Unternehmen The Platform Group (TPG) soll ein Gebot gemacht haben, um das Apothekengeschäft weiter auszubauen. Doch exklusive Gespräche soll es wohl nicht geben.
Nach Informationen des Manager Magazins hat TPG der Österreichischen Post – das Unternehmen hält 52 Prozent der Anteile – bereits mehrere Kaufangebote gemacht. Zunächst sollen es insgesamt 55 Millionen Euro gewesen sein, später wurde auf 60 Millionen Euro erhöht. Die deutsche Gruppe, die auch hinter Aponow und Vamida steht, wollte sich ein exklusives Verkaufsrecht sichern.
Doch dem Bericht zufolge soll es nach einem ersten Zustimmen bei einer außerordentlichen Versammlung doch Widerstand gegeben haben. Jetzt soll AEP in einem „strukturierten Kaufprozess“ auf den Markt kommen. „Begleitet von einer spezialisierten M&A-Bank“, heißt es.
AEP ist ein Außenseiter unter den deutschen Großhändlern. Das Unternehmen war 2013 gegründet worden und beliefert die Apotheken nur einmal am Tag vom Zentrallager aus und über die Flotte des Logistikpartners Trans-o-flex. Dafür verspricht AEP seit jeher gute und vor allem transparente Konditionen, der erste Skonto-Streit vor dem Bundesgerichtshof (BGH) drehte sich sogar um die Rabatte des Unternehmens.
Rund 6000 Apotheken nutzen das Angebot, allerdings vielfach als Zweitlieferant. Eine Zeitlang musste das Unternehmen sogar vermeiden, als Lieferant nur für margenschwache Hochpreiser eingespannt zu werden. 870 Millionen Euro setzt AEP mittlerweile um und ist damit neben Phoenix und Gehe/AHD, den beiden Genossenschaften Noweda und Sanacorp sowie den privaten Großhändlern ein wichtiger Player im Markt.
Die Ursprünge reichen sogar bis ins Jahr 2011 zurück: Damals entwickelte der Berliner Unternehmensberater Professor Dr. Nikolaus Fuchs für Celesio verschiedene Konzepte, um den Pharmagroßhandel rationaler zu gestalten. In Stuttgart wurde damals auch darüber nachgedacht, über die Post, FedEx oder einen anderen Logistiker liefern zu lassen.
Doch dann griff die Österreichische Post das Konzept auf, da sie durch den Einstieg ins Großhandelsgeschäft für eine bessere Auslastung bei ihrer damaligen Tochterfirma Trans-o-flex sorgen wollte. Zu den Investoren gehörten neben dem Konzern auch Dr. Andreas Eckert, Vorstandschef von Eckert & Ziegler (8 Prozent), der frühere österreichische Wirtschafts- und Arbeitsminister Martin Bartenstein sowie dessen Familieunternehmen Gerot Lannach (GL Pharma) mit in Summe 26 Prozent sowie zwei Fonds von Fuchs (7,5 Prozent). Mittlerweile gehört Trans-o-flex zum französischen Konzern Geodis.
Mit dem Kauf würde TPG sein Apothekengeschäft deutlich ausbauen. Vor drei Jahren übernahm das Unternehmen die Plattform Aponow. Laut Firmenangaben gibt es damit eine Schnittstelle zu 200 Herstellern und 41.500 Apotheken in Deutschland, Österreich, Schweiz und Italien – wobei es in den genannten Ländern gar nicht so viele Apotheken gibt. Unlängst wurde der österreichische Großhändler Pharmosan samt der tschechischen Versandapotheke Vamida jeweils zur Hälfte übernommen.
TPG geht zurück auf Fashionette; der Versandhändler für Mode war 2020 an die Börse gebracht worden und sollte zu einem neuen Zalando werden. Stattdessen wurde das Unternehmen zur Holding für zahlreiche kleinere Plattformen, darunter Schuhe24, Joli Closet, My Glasses, Hood.de, Avocado Store, Herbertz, Möbel First, Fahrrad-Teile.shop und viele mehr. Ein Teil des Geschäfts sind Leistungen für die Industrie und Partner; in Gladbeck gibt es ein eigenes Fulfillment Center. Mehr als zwei Drittel der Anteile gehören der Holding von CEO Dr. Dominik Benner.
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