„Es kommt darauf an, was man daraus macht“

Abhängigkeit: Prönnecke warnt vor Plattform-Effekt

, Uhr
Berlin -

Die eigene App für die Apotheke – immer mehr Inhaberinnen und Inhaber bieten einen mobilen Bestellvorgang für ihre Kundschaft an. Seit August ist etwa die Hebel-Apotheke mit einer eigenen App über Wave (Pharma Privat) auf dem Markt – und die Zahl der darüber eingelösten Rezepte steigt. Wave-Geschäftsführer Oliver Prönnecke freut sich über den Zulauf – und schickt mit Blick auf die Datenhoheit eine Warnung an die an andere Plattformen angeschlossenen Apotheken.

Die Apotheken machen sich zukunftsfit und setzen dabei auf Partner. Manch einer entscheidet sich für die Anbindung an eine Plattform, andere für eine eigene App. Prönnecke bewirbt bei Apotheken das Angebot von Wave: „Wir waren die ersten, die den Apotheken individuelle Apps und Cardlink anbieten konnten.“ Es gehe darum, die Patientinnen und Patienten langfristig an die Apotheke vor Ort zu binden. Knapp 700 Inhaberinnen und Inhaber setzten auf die Lösung der Kooperation der Privatgroßhändler Kehr, Krieger, Jenne und Otto Geilenkirchen.

Apothekerin Alexa Mistler nutzt eine eigene App und verzeichnet darüber eine stetig steigende Zahl an Rezeptbestellungen.Foto: Hebel-Apotheke

Eine davon ist Alexa Mistler von der Hebel-Apotheke in Hemsbach. Die App wurde in einem Jahr knapp 300-mal heruntergeladen. Die Zahl der Rx-Bestellungen stieg stetig und lag zuletzt bei etwa 90 Verordnungen pro Monat. Je nachdem wie das Marketing ausfällt, können die Zahlen auch höher liegen. Und mit rund 570 Downloads hat die Hubertus Apotheke in Hermannsburg einen monatlichen Rezepteingang von rund 120 Verordnungen. „Manche Apotheken haben rund 200 Rezepte pro Monat, andere nur acht. Die technischen Voraussetzungen sind gleich, es kommt darauf an, was der Einzelne daraus macht“, so Prönnecke.

Insgesamt gingen im Juli über alle Apotheken-Apps von Wave rund 27.700 E-Rezepte ein, darüber wurden rund 19.400 über das CardLink-Verfahren weitergeleitet. Im Oktober waren es noch 9200 beziehungsweise 1100 digitale Verordnungen. Die Kontaktanfragen über die App stiegen im Juli auf rund 760 und die Zahl der OTC-Bestellungen lag bei knapp 6000 Produkten. Den Umsatz könne er nicht beziffern, da Wave nicht auf solche Daten zugreife.

Folgen einer Liberalisierung

Wirtschaftliche Kennzahlen und Patientendaten, wie sie etwa Plattformen beziehen können, sollen laut Prönnecke bei den Apotheken verbleiben. Er warnt vor einer Strategie, die allzu sehr auf die Anbindung an einen großen Partner ausgerichtet ist: „Plattformen sollten eine Ergänzung sein, eine zweite Strategie, um nicht in ein Abhängigkeitsverhältnis zu rutschen, wie man am Beispiel von Hotelbuchungsplattformen wie Booking.com sehen kann. Besser ist eine Co-Existenz mit einer eigenen App.“

Auch Prönnecke erwartet eine Veränderung im Apothekenmarkt in den kommenden Jahren – immer mehr Kundinnen und Kunden würden ihre Arzneimittel nicht vor Ort bestellen: 2030 sind die Apotheken nach seiner Prognose durchgehend digitalisiert und erzielen zwischen 7 und 10 Prozent des Umsatzes durch Online-Bestellungen. „Wir bereiten uns auf den schlimmsten Fall vor, dass das Fremd- und Mehrbesitzverbot fällt.“ Das Kernziel sei es, die Souveränität der einzelnen Apotheke herauszustellen. Mögliche Entwicklungen nach einer Liberalisierung könnten sein, dass kleine Kooperationen verschwinden und der Markt aufgeteilt sei in lokale marktführende Apotheken, nationale Ketten und Verbundgruppen sowie starke regionale Kooperationen.

Guter Journalismus ist unbezahlbar.
Jetzt bei APOTHEKE ADHOC plus anmelden, für 0 Euro.
Melden Sie sich kostenfrei an und
lesen Sie weiter.
Bitte geben Sie eine gültige E-Mail-Adresse ein.
Newsletter
Das Wichtigste des Tages direkt in Ihr Postfach. Kostenlos!

Hinweis zum Newsletter & Datenschutz

Lesen Sie auch