Telematikinfrastruktur

SMC-B ohne Siegel: Bürokratiewahnsinn in Apotheke

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Berlin -

Dass es die Digitalisierung braucht, da sind sich wohl die allermeisten einig. Dass es hingegen so viele Komponenten braucht, um Zugang zur Telematikinfrastruktur (TI) zu bekommen, raubt Inhaber:innen schon mal die Nerven. Inhaber Dr. Jochen Haas von der Brunnen-Apotheke in Wiesbaden geht es derzeit so. Denn er musste seine ablaufende SMC-B (Security Module Card Typ B, Institutionsausweis) erneuern. Dafür musste das Siegel vom Schlitz entfernt werden. Wie er nun aber an ein neues Siegel kommt, um den Terminal vorgabekonform zu nutzen, gleicht für ihn einer Odyssee.

Die Slotsiegel sollen eine unbemerkte Entnahme der SMC-B verhindern. Zur Identifikation befindet sich zudem eine eindeutige Nummer am Rand des Siegels. Da es sich bei der SMC-B um ein wichtiges Sicherheitselement der TI handelt, soll das Siegel helfen, Manipulationen am Gerät zu erkennen. Sogar eine regelmäßige Prüfung der Gehäuse- und Slotsiegel ist erforderlich. Muss das je nach Anbieter vom Administrator signierte Siegel nun zum Tausch der SMC-B entfernt werden, muss unbedingt ein neues angebracht werden.

Doch hier fühlt sich Inhaber Haas allein gelassen. Denn wer dafür zuständig ist, ist nicht klar. Bei dem kleinen Siegel handelt es sich zwar um einen dokumentenechten Aufkleber, doch der Aufwand, an ein neues Siegel zu kommen, steht für Haas in keinem Verhältnis. „Die Firma D-Trust weigert sich inständig mir diesen Aufkleber auszuhändigen, obwohl ich dort für 400 Euro eine neue SMC-B-Karte bestellt und bezahlt habe.“

Für Haas war es naheliegend, dass der Kartenherausgeber auch zuständig für das Siegel ist. Doch für die neue Karte – in seinem Fall vom Vertrauensdienste-Anbieter D-Trust (Bundesdruckerei) – gibt es das dringend benötigte Siegel nicht vom Herausgeber.

Stattdessen wird der Inhaber weiterverwiesen: „Die Firma D-Trust verweist diesbezüglich auf den Lieferanten des Terminals.“ Für Haas wäre das nun Pharmatechnik.

Behelfslösung mit Klebeband

Dabei wäre das Siegel zum Betrieb des Terminals dringend erforderlich. „Derzeit habe ich ein Stück Tesafilm – Kosten wahrscheinlich kleiner als 0,0001 Euro – aufgeklebt. Ich möchte aber meinen gesetzlich vorgeschriebenen Anforderungen nachkommen“, weshalb er nun auf Hilfe von Pharmatechnik hofft. Da er hier immerhin 10.000 Euro für zwei Terminals plus Konnektor gezahlt habe, sei es doch das Mindeste, „mir diesen Aufkleber für 0 Euro zuzusenden“, meint der Inhaber.

Haas ist genervt: „Ich verstehe das nicht, warum das so ein Problem ist.“ Dass es so kompliziert wird, das Siegel zu ersetzen, hätte er nicht erwartet. „Das Problem haben andere Apotheken ja auch. Der Aufkleber kostet vielleicht 10 Cent – ich habe eine SMC-B für 500 Euro gekauft und dann scheitert es an so einem Aufkleber!“

Er fragt sich, ob das nicht einfacher ginge: „Warum geht das nicht über die Kartenhersteller? Sodass der Kunde, der eine neue Karte kauft, das gleich in einem bekommt. Man ist ständig wie so ein Pingpong-Ball“, ärgert er sich.

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