Blackbox heben

KI-Verfahren nutzen – aber richtig

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Berlin -

Ob elektronische Patientenakte (ePA), E-Rezept oder digitale Kundenkarte – auch in den Apotheken spielen Daten längst eine zentrale Rolle. Wie diese „zum Sprechen gebracht“ – sprich zugänglich und vor allem nutzbar gemacht werden können, hat Jürgen Hirsch, Technischer Geschäftsführer & CEO, Qyte Software & Solutions GmbH bei der Zukunftskonferenz VISION.A 2025 deutlich gemacht. Dabei komme es jedoch auf eine sinnvolle und mit Bedacht gewählte Nutzung an.

KI-Verfahren müssen aus der Blackbox geholt werden, betont Hirsch und räumt zugleich mit einem Mythos auf. Denn KI ist keine Unbekannte. Im Gegenteil: Es gibt sie eigentlich schon seit 75 Jahren, als die erste Definition erschien. Also höchste Zeit, sie zu nutzen. Denn das bietet auch für Apotheken ungeahnte Chancen. Der Grund: Apothekendaten, speziell Verordnungsdaten, sind am gehaltvollsten und zugleich am unverfälschtesten. Sie liefern unter anderem Einblicke zur verordnenden Person zum Einlöse-Ort und -zeitpunkt und noch vielem mehr. Außerdem ermöglichen sie ein detailliertes Benchmarking. Und das ist nicht nur für die Krankenkassen interessant, sondern auch für Apotheken selbst.

Denn KI-Verfahren und neuronale Netze sind nützlich, um ungeahnte Einblicke in das Verhalten von Patient:innen zu bekommen – in einem Ausmaß, in dem es Menschen nicht gelingen könnte. So könnten Apotheken beispielsweise aus verordneten Medikamentenkombinationen und nur einigen weiteren Informationen bereits auf ein Krankheitsbild schließen, von dem Patient:innen selbst noch nichts wissen, und dies entsprechend in der Beratung berücksichtigen. Und auch im Bereich Wechselwirkungen spielen neuronale Netzwerke in der Zukunft eine wichtige Rolle, so Hirsch.

Angelehnt an menschliches Lernen können neuronale Netze Muster in Daten erkennen, aber noch besser, beispielsweise unvoreingenommen und unter Sichtbarmachung von Veränderungen sowie dem Erkennen von Clustern. Die Patientensicherheit kann folglich durch die Nutzung von Daten durch KI-Verfahren verbessert werden.

Auf der anderen Seite stärken Apotheken ihre Position gegenüber Versandhändlern. Denn sie können die Bedeutung der persönlichen Beratung vor Ort einmal mehr verdeutlichen und sich so selbst unverzichtbar machen. Sinnvoll ist es dabei, sich mit mehreren Apotheken zusammenzutun, um einen möglichst großen Datenpool zu generieren, der genutzt werden kann.

KI als Chance für die Apotheke, aber mit Gefahrenpotenzial

Doch Hirsch macht auch deutlich: Es kommt auf die richtige Nutzung an. So sei die Annahme, dass KI keine Fehler mache, ein Irrglaube. Dies macht Hirsch am Beispiel einer Bildersuche zur menschlichen Anatomie deutlich. Denn dabei tauchen mitunter Bilder von Menschen mit rückwärtsfließendem Blut auf. „KI kennt die menschliche Anatomie nicht, sondern nur Bilder davon“, so Hirsch.

KI mit KI zu überwachen und kontrollieren zu wollen, bringt daher nichts. Stattdessen brauche es immer eine kritische menschliche Kontrolle.

Hinzukommt, dass Daten immer datenschutzkonform genutzt werden müssen, schließlich handele es sich um hochsensible Informationen. Auch bei der Wahl des jeweiligen Verfahrens ist laut Hirsch Vorsicht geboten. Apotheken sollten keine Verfahren nutzen, die selbst nicht nachvollzogen/verstanden werden können.

Wenn KI in der Apotheke richtig genutzt wird, ist sie eine riesige Chance, wenn nicht, können sich ungeahnte Risiken ergeben, fasst der Experte zusammen.

 

Die gesamte Konferenz zum Nachschauen gibt es hier (ab 31:21):

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