Nach wie vor große Probleme bei der Digitalisierung des deutschen Gesundheitswesens sieht Pharma Deutschland. Weder Gesundheitsanwendungen auf Rezept (DiGA) – seit vier Jahren am Start – noch das seit zwei Jahren flächendeckend genutzte E-Rezept oder die inzwischen für Praxen und Apotheken verpflichtende Nutzung der elektronischen Patientenakte (ePA) liefen so richtig rund, befindet der Branchenverband als Resultat einer selbst in Auftrag gegebenen Civey-Umfrage.
Am bekanntest ist nach den Ergebnissen noch das E-Rezept mit 86,9 Prozent, knapp 60 Prozent der Befragten nutzen es auch. Die ePA werde vornehmlich von jungen Menschen genutzt; allgemein steigen die Nutzerzahlen allmählich: Anfang Juni gaben nur knapp 12 Prozent der Befragten an, die ePA zu nutzen, inzwischen sind es mehr als 20 Prozent. DiGA kennen hingegen überhaupt nur 27 Prozent der Bürger:innen; lediglich 5,4 Prozent nutzen sie.
„Es ist zwar gut, dass die Nutzerzahlen der ePA inzwischen angestiegen sind, aber mit knapp 20 Prozent sind wir noch lange nicht am Ziel. Insgesamt zeigen unsere Umfragen, dass die Digitalisierung des Gesundheitswesens schwer vorankommt“, so Dorothee Brakmann, Hauptgeschäftsführerin von Pharma Deutschland. Die neue ePA-Kampagne des Bundesgesundheitsministeriums (BMG) sei daher begrüßenswert, aber es brauche „mehr als eine zentrale Kampagne aus dem BMG“.
Dabei könne beispielsweise die ePA aufgrund der gesammelten Daten enorme Mehrwerte für die Gesundheits- und Versorgungsforschung, die Pharmakovigilanz und auch für die Entwicklung von Arzneimitteln bieten. „Von der alltäglichen Nutzung digitaler Gesundheitsleistungen und insbesondere der ePA profitiert die Gesundheitsversorgung und mittelfristig auch die gesamte Gesundheitsforschung“, so Brakmann. „Deshalb ist es entscheidend, dass wir jetzt kontinuierlich die Bekanntheits-Nutzen-Lücke schließen und sich digitale Gesundheitsleistungen fest im Alltag der Versicherten etablieren.“
Die Civey-Umfrage habe zudem gezeigt, dass das E-Rezept beispielsweise in Sachsen-Anhalt mehr genutzt werde als in Baden-Württemberg, mehr Männer ihre ePA nutzen und DiGA eher in Haushalten mit Kindern Verwendung finden.
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