„Viele Apotheken prüfen Rezepte nicht sorgfältig“

Rezeptbetrug: Apothekerin kontert Bild

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Berlin -

Bild.de hat Apotheken in einem Bericht über Rezeptfälschungen einen leichtfertigen Umgang mit der Prüfung von Verordnungen unterstellt. Dagegen wehrt sich Tatjana Buck von der Vital-Apotheke in Bad Saulgau. Rezeptbetrug sei ein massives Problem, aber Apotheken als „zu bequeme Weggucker“ zu bezeichnen, sei „billig und gefährlich“.

Buck führt gemeinsam mit ihrem Mann Martin Buck die Vital-Apotheke. Sie verweist auf die Realität: „Apotheken haben eine klare Prüfpflicht“, sagt sie. „Und sie haften in der Praxis oft selbst: Gefälschtes Rezept, später erkannt – Retaxation, Null-Erstattung.“ Der Schaden bleibe bei der Apotheke. „Wer da noch behauptet, man würde Rezepte „locker durchwinken, weil eh die Kasse zahlt“, habe das System entweder nicht verstanden – oder nehme den Kollateralschaden billigend in Kauf.

Bild.de veröffentlichte einen Bericht unter dem Titel „Moldau-Mafia zockt deutsche Krankenkassen ab“. In einer Bildunterschrift hieß es: „Problem: Viele Apotheken prüfen Rezepte nicht sorgfältig auf ihre Echtheit.“ Das stimme einfach nicht, so Buck. Die Fälschungen seien „hochprofessionell“. Daraus eine Story zu basteln, „in der Apotheken zu bequemen Wegguckern erklärt werden, ist billig – und gefährlich. Es beschädigt Vertrauen in diejenigen, die gerade noch so den Gesundheits-Laden vor Ort am Laufen halten“, betont sie.

Umsatzausfälle und Retaxationen

Während die Schlagzeile knalle, leiste die Apotheke vor Ort den unbezahlten Sicherheitsdienst: Sie arbeite nach dem Vier-Augen-Prinzip bei Auffälligkeiten und nutze digitale Prüftools, die Geld kosten und von keiner Kasse erstattet werden. Die Angestellten führten Telefonate mit Arztpraxen, die selbst im Dauerstress seien. Sie erledigten Recherchearbeit, die in keiner Packung abgerechnet werde.

Die Polizei komme in die Offizin, es gebe Observierungen und Kundinnen und Kunden, „die in so einer Situation lieber einen Bogen um die Apotheke machen“. Dadurch entstehe ein Umsatzausfall. Zusätzlich vergingen Stunden für Aussagen, Protokolle oder Gerichtstermine. „Und am Ende oft die blanke Enttäuschung, wenn der Aufwand größer war als jede Konsequenz für die Täter.“ Bild sollte nicht ausgerechnet die zu Sündenböcken machen, die jeden Tag mit voller Verantwortung zwischen Patientin oder Patient, Ärztin oder Arzt und Kasse stünden.

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