Ärztin wiederholt betroffen

Onko-Rezeptfälschungen: „Immer die gleiche Masche“

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Berlin -

In den vergangenen drei Wochen sind in Berliner Apotheken vermehrt gefälschte Rezepte der Onkologie des Vivantes MVZ Klinikum Am Urban aufgetaucht. Mittlerweile sind es acht an der Zahl: „Es ist immer die gleiche Masche, gleiche Namen, andere Medikamente, aber immer onkologisch“, berichtet Geschäftsführer Dr. Axel Rösler.

Mehrere Berliner Apotheken hätten in den vergangenen Wochen Rezeptfälschungen an das Vivantes-MVZ zurückgemeldet. „Mal ist es ein merkwürdiger Anrufer, mal fehlt die Dosierung, mal ist es ein Abholer, der nicht zum Rezept passte.“

Laut Rösler ist seit etwa drei Wochen immer die gleiche Ärztin betroffen, deren Name auf Fälschungen verwendet wird. Auffällig seien falsche Adressen, erfundene BSNR- oder LANR-Nummern sowie unvollständige Angaben oder fehlende Arztunterschriften.

Rezeptfälschungen über Hochpreiser

Rösler vermutet ein systematisches Vorgehen und nimmt an, die Fälscher verfügten womöglich über gestohlene Rezeptvordrucke oder die Unterstützung eines Arztes. Bei den hochpreisigen Präparaten handelt es sich unter anderem um Lonsurf (Trifluridin/Tipiracil, Servier Deutschland) oder Mektovi (Binimetinib, Pierre Fabre).

Der MVZ-Chef kritisiert, dass es keine zentrale Möglichkeit gebe, Apotheken zeitnah zu warnen. Rösler selbst hat die Fälle bei der Polizei und der Kassenärztlichen Vereinigung gemeldet. Er betont: „Die Polizei bittet darum, solche Rezepte umgehend zu melden und, wenn möglich, den Abholer vor Ort zu halten, bis die benachrichtigte Polizei eintreffe. Diese hat ein sehr großes Interesse signalisiert, derartig organisierte Kriminelle zu fassen“

Gängige Praxis

Kürzlich versuchten auch in Hannover mutmaßliche Rezeptfälscher, mit einem Kassenrezept ein Krebsmedikament zu ergaunern – Alecensa (Alectinib-HCL, Roche). Eine Apothekerin wurde bereits bei der telefonischen Vorbestellung misstrauisch – der Anrufer war kaum zu verstehen, die Packung ungewöhnlich groß und teuer. Als das Rezept vorgelegt wurde, bestätigte sich ihr Verdacht. Sie sprach den Mann darauf an, woraufhin er mit dem Rezept flüchtete.

Auch sie brachte die Fälschung zur Anzeige und sprach eine deutliche Warnung an Apothekenteams aus: „Es sind nicht mehr nur Abnehmspritzen und Schmerzmittel wie Tilidin, die ergaunert werden, sondern nun auch teure Krebsmedikamente“

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