Warenlager

Großhändler räumen in Apotheken auf

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Mit der Optimierung des Warenlagers beschäftigen sich Softwarehäuser, Dienstleister - und auch Großhändler. Gehe und Anzag bieten Programme an, mit denen im Generalalphabet aufgeräumt werden soll. Dafür greifen die Anwendungen Wawi Top und optiL auf Daten aus der Apothekensoftware zu.

Gehe hatte Wawi Top 2009 für Rx-Arzneimittel eingeführt, eine Ausweitung auf den OTC-Bereich ist geplant. Aktuell nutzen nach Firmenangaben rund 500 Apotheken das Programm. Im Verlauf dieses Jahres sollen es deutlich mehr werden.

Der Großhändler wirbt mit Einsparpotentialen für die Apotheken: Die Kapitalbindung im Lager sowie Boten- und Prozesskosten könnten um durchschnittlich 20 Prozent gesenkt werden. Außerdem könnten entgangene Einnahmen aus Nein-Verkäufen deutlich verringert werden.

Entwickelt wurde Wawi Top im Auftrag der Gehe vom Institut für Pharmakoökonomie und Arzneimittellogistik (IPAM) an der Hochschule Wismar. Wie die Apothekensoftware nutzt Wawi Top Daten zum Ein- und Abverkauf. Zusätzlich werden Apothekeneinkaufspreise sowie apothekenspezifische Informationen wie der Verzinsungsanspruch der Banken oder Botenkosten berücksichtigt. Die einzelnen Parameter werden nach bestimmten Algorithmen gewichtet, um das Lager nicht nur in der Breite, sondern auch in der Tiefe zu optimieren.


Ein speziell geschulter Außendienstler nimmt zunächst die Apothekendaten auf und leitet sie weiter an das Beratungsunternehmen GesuCon, eine Ausgründung des IPAM. GesuCon benötigt die Erlaubnis der Apotheke, auf Daten des Warenwirtschaftssystems zuzugreifen. Anschließend werden Möglichkeiten zur Lageroptimierung errechnet. Das Softwarehaus des Apothekers ändert die Einstellungen der Warenwirtschaft, der Apotheker erhält eine Liste mit Vorschlägen zur Ein- und Auslagerung von Rx-Arzneimitteln. Die weiteren Listen werden wöchentlich erstellt. Die Erfolgskontrolle erfolgt zunächst monatlich, später quartalsweise.

Wawi Top kostet bis zu 129 Euro monatlich, die Installationsgebühr beträgt 399 Euro. Für Mitglieder der Kooperation „gesund leben“ gibt es Rabatte. Gehe wirbt mit einer Geld-zurück-Garantie, falls die Einsparungen nicht mindestens in Höhe der Kosten liegen. Das Programm wird ausschließlich an Gehe-Kunden verkauft, die Apotheken können aber weiterhin bei anderen Großhändler bestellen: „Wo die Apotheke ihre Ware bestellt, bleibt weiterhin der Apotheke selbst überlassen“, so ein Gehe-Sprecher.

Gehe profitiert ebenfalls - beispielsweise durch weniger Retouren und eine Optimierung der Touren. Datenschutz-Bedenken hat der Großhändler nicht: Auf sensitive Daten habe man keinen Zugriff, und das Bestellverhalten sei ohnehin bekannt, so der Sprecher.

Ähnlich wie Wawi Top funktioniert das Anzag-Programm optiL: Auch hier werden zunächst apothekenspezifische Daten abgefragt und an die Anzag-Tochter Gesdat übermittelt, die eigentlich Marktforschung für Arzneimittelhersteller betreibt. Details will man bei der Anzag noch nicht verraten: Das Programm befinde sich noch in der Einführungsphase.

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