Die Baukasten-Apotheke

Gibt es die perfekte Apotheke? Mit einem Reinraum für jeden einzelnen Handgriff, randvoll mit gemanageter Qualität und einem Beratungsüberfall auf jeden Kunden? Die Beamten im Ministerium hatten sich offenbar so eine Vorstellung gemacht und die Apothekenbetriebsordnung (ApBetrO) entsprechend zugespitzt. Doch die Reform ist über sich hinausgewachsen - und wird erst einmal verschoben.

Gute Absichten helfen wenig, wenn sie gegenteilige Effekte auslösen: Wenn beispielsweise kleinere Apotheken schließen müssten, nur weil sie zu wenig Platz für die neuen Anforderungen haben, verschlechtert sich die Versorgungssituation - auch wenn die Apotheke noch so gut oder wichtig war.

Und es gab auch Widersprüche: Während die Messlatte bei den Apotheken - auch aus pharmazeutischer Sicht zurecht - extrem hoch gelegt werden sollte, verfährt das Ministerium an anderer Stelle eher lax: Gegen Pick-up-Stellen hat man nichts Substanzielles vorzubringen, und Videokabinen wurden als Apothekenvorposten auf dem Dorf diskutiert. Über Sinn und Notwendigkeit der audiovisuellen Beratung kann man streiten; offenkundig ist der inhaltliche Bruch: extreme Vorgaben einerseits, eine Auslagerung zentraler Tätigkeiten aus diesem reglementierten Raum andererseits.

Vielleicht wäre es auch besser gewesen, die Apotheker früher in die Novellierung einzubinden. Denn bei der Apothekenbetriebsordnung geht es nicht um politisches Gerangel um die Honorierung, sondern um eine sichere und trotzdem unbürokratische Arzneimittelversorgung sowie das Selbstbild eines Berufsstandes. Doch im BMG wollte man lieber unter sich bleiben und war nachhaltig beleidigt, als APOTHEKE ADHOC den durchaus vielschichtigen Entwurf in die Öffentlichkeit gebracht hatte. Dieser wurde von der Hausleitung als nicht abgestimmtes Papier abgetan - und dann mit den Verbänden diskutiert.

Jetzt ist das Projekt erst einmal verschoben; hoffentlich nicht aufgehoben. Denn heute ist bei weitem nicht alles gut, nur weil es schon lange so ist. Die Apotheke muss sich weiterentwickeln, muss immer wieder verbessert werden, um dem - vom Ministerium zurecht verfolgten - Ideal einer optimalen Versorgung wieder ein Stück näher zu kommen.