Apothekerkammer Westfalen-Lippe
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Mehr als sechs arzneimittelbezogene Probleme pro Patient

„Apotheker ermitteln wie Sherlock Holmes“

Münster -

Wie wichtig die Apotheke als letzte Instanz ist, um mögliche arzneimittelbezogene Probleme zu erkennen und dadurch eine falsche und gefährliche Medikation zu verhindern, zeigte beim Westfälisch-lippischen Apothekertag (WLAT) die Vorstellung der 3A-Studie im Rahmen der politischen Eröffnung. 3A – das steht Apo, AMTS und AOK. Und die Zahlen, die AOK-Vorstandsvorsitzender Tom Ackermann und Studienleiter Professor Ulrich Jaehde vom Pharmazentrum der Uni Bonn vor rund 800 Zuhörern beim WLAT präsentierten, sprechen eine deutliche Sprache: „Die Apotheker stellten im Durschnitt 6,6 arzneimittelbezogene Probleme pro Patient fest. Und das waren nur die wirklich relevanten und klinisch bedeutsamen Interaktionen“, so Jaehde. Um das herauszufinden, „gehen die Apotheker vor wie Sherlock Holmes“. Am Ende stand für die Patienten eine „deutliche Reduktion der Last unangemessener Medikation und damit ein tolles Ergebnis“. Auch die Krankenkassen wollten sich in den nächsten zwei, drei Jahren intensiver mit dem Thema AMTS (Arzneimitteltherapiesicherheit) befassen, so Ackermann.

Ohne Lupe, dafür mit pharmazeutischer Kompetenz auf Fehlersuche
240 nach dem AKWL-Ausbildungskonzept Apo-AMTS qualifizierte Apotheken führten die ausführlichen Medikationsanalysen durch. Hier erfolgte eine sogenannte „Brown-Bag-Analyse“: „Dabei bringt der Patient alle seine Medikamente in einer Tüte in die Apotheke“, erklärte Jaehde das Vorgehen. Ein Apotheker bzw. eine Apothekerin verschaffen sich dann einen Überblick über die Arzneimittel und besprechen mit dem Patienten, ob, wann und wofür er die Medikamente einnimmt. Werden Probleme detektiert, wird in Rücksprache mit den behandelnden Ärzten die Medikation angepasst. „Drei Monate später wird überprüft, ob die Anpassungen funktionieren.“

319 Patienten, 2.100 Maßnahmen
Von über 500 Patienten, die an der Studie teilgenommen haben, hat die Uni Bonn aktuell 319 Fälle ausgewertet. „Für diese 319 Patientinnen und Patienten im Durchschnittsalter von 75 Jahren wurden insgesamt circa 2.100 Maßnahmen eingeleitet“, betonte Professor Jaehde. Diese umfassten ein breites Spektrum: von der Änderungen des Einnahmezeitpunkts bis zum gänzlichen Streichung des Arzneimittels in Absprache mit dem Arzt. Dies belege, so Jaehde: „Apotheker sind die letzte Instanz, bevor das Arzneimittel den Patienten erreicht und die am Ende Schaden vom Patienten abwenden kann.“ Kooperation von Arzt und Apotheker nicht dem Zufall überlassen Der Pharmazie-Professor stellte klar, dass ein Mehr an AMTS nicht von den Apothekern allein erzielt werden könne: „Die Zusammenarbeit zwischen Apothekern und Ärzten ist einfach noch nicht professionell ausgeprägt.“ In Richtung der Politik adressierte er: „Es darf nicht dem Zufall überlassen werden, wie gut die beiden Berufsgruppen zusammenarbeiten.“ Dies bekräftigte auch AKWL-Vizepräsident Frank Dieckerhoff: Er forderte rechtliche und vertragliche Rahmenbedingungen, um Pilotprojekte wie Apo-AMTS in die Fläche zu bringen und eine auskömmliche Honorierung für die zeitintensiven Analysen zu gewährleisten. An Bundesgesundheitsminister Jens Spahn adressierte Dieckerhoff: „Die bislang für pharmazeutische Dienstleistungen in Aussicht gestellten Gelder können ganz sicher nur eine Anschubfinanzierung sein.“

Apotheker an die Spitze der Bewegung
Zudem bedürfe es neben einer guten Aus- und Fortbildung der Apothekerschaft mehr passende Fortbildungen sowie mehr Raum im Pharmaziestudium. Denn: „Apotheker haben das Zeug, Schrittmacher der AMTS zu sein, nicht nur dabei.“

Medikationsanalyse auf AKWL-Youtube-Kanal
Wer sehen möchte, wie AMTS in der Apotheke praktisch umgesetzt wird, findet einen aktuellen Beitrag von AKWL-TV auf dem Youtube-Kanal der Apothekerkammer Westfalen-Lippe unter http://akwl-tv.de

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