Prophylaxe gegen Attacken

Migräne an den Feiertagen verhindern

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Berlin -

Weihnachtlicher Stress, wechselhaftes Wetter und Schlafmangel: Migräne kann rund um die Feiertage häufiger auftreten als sonst. Die Sorge davor, bei Veranstaltungen „auszufallen“ erhöht den Druck bei vielen Patient:innen zusätzlich. Umso wichtiger ist die Prävention. 

Weihnachtliche Hektik gehört für viele Menschen zu den Feiertagen einfach dazu. Für Migräne-Patient:innen gehören Gereiztheit, Müdigkeit und Stress häufig jedoch zu den Triggern, die eine Attacke auslösen können.

Das anfallsartige Auftreten von starken, meist einseitigen pochenden oder pulsierenden Kopfschmerzen, zu denen sich oft auch noch Übelkeit bis zum Erbrechen, Licht-, Geruchs- und Lärmempfindlichkeit gesellen, schließen die Betroffenen häufig aus dem gesellschaftlichen Beisammensein aus. Mit Sehstörungen und neurologischen Ausfällen, die Stunden bis Tage dauern können, ist der Alltag kaum mehr zu bewältigen.

Reizüberflutung begünstigt Attacken

Denn während einer Migräne fühlen sich etliche Betroffene in einer vollkommen reizarmen Umgebung am wohlsten. „Migräne ist eine ernstzunehmende neurologische Erkrankung, die Betroffene und ihr soziales Umfeld schwer beeinträchtigen kann“, erklärt Dr. Manfred Eder, niedergelassener Neurologe in Groß-Enzersdorf. Stress oder Reizüberflutung seien zwar nicht die Ursache für eine Migräne-Erkrankung, können Migräneattacken jedoch begünstigen. „Daher kann sich besonders in der hektischen Adventszeit durch das Zusammenspiel verschiedener Auslöser die Häufigkeit von Migräneattacken erhöhen.“

Akuttherapie oder Prophylaxe

Eine effektive Therapie basiere immer auf mehreren Säulen“, so Eder. „An erster Stelle steht die Akuttherapie, die während des Migräneanfalls verabreicht wird. Sie verringert Dauer und Intensität der akuten Attacke“, erklärt er. „Treten die Attacken allerdings an vier oder mehr Tagen pro Monat auf, raten wir Neurolog:innen zusätzlich zu einer prophylaktischen Migränetherapie.“

Diese sorge dafür, dass die Attacken seltener werden, und, wenn sie auftreten, weniger heftig sind. „Darüber hinaus können Medikamente zur Vorbeugung die Gefahr eines Chronisch-Werdens der Erkrankung reduzieren und somit den Verlauf der Migräne-Erkrankung positiv beeinflussen“, weiß Eder. Für die Behandlung stehen auch Medikamente, die in den Prozess der Migräneentstehung selbst eingreifen, zur Verfügung.

Nicht mehr nur Betablocker

„Was viele nicht wissen: Die modernen Medikamente zur Migräne-Prophylaxe greifen direkt und gezielt in den Entstehungsmechanismus der Erkrankung ein und wirken dadurch sehr effektiv und nebenwirkungsarm“, so Eder. „Das ist heute also ganz anders als früher, als man zur Prophylaxe Medikamente wie Betablocker einsetzte. Diese können zwar Migräneattacken wirksam reduzieren, haben aber spezifische – für Patient:innen unerwünschte – Wirkungen.“ Aufgrund dieser Nebenwirkungen würden sie daher oft sehr schnell wieder abgesetzt, betont er.

„Die sogenannten CGRP-Antikörper-Therapien wurden speziell dafür entwickelt, Migräneattacken zu reduzieren. Sie blockieren gezielt Botenstoffe, die bei der Migräneentstehung eine wichtige Rolle spielen, oder hemmen sie in ihrer Wirkung“, so Eder. Die Zahl und Stärke der Migräneattacken werden so deutlich reduziert. „Und diese Therapien sind nicht nur sehr wirksam, sondern auch sehr gut verträglich.“

Per Pen oder Infusion

Die Prophylaxe mit Antikörpern wird entweder intravenös viermal pro Jahr über eine Infusion durch Ärzt:innen verabreicht oder die Betroffenen nutzen einen Fertigpen. Das Medikament wird monatlich oder vierteljährlich selbst gespritzt. „Somit gibt es grundsätzlich für jede/n Betroffene:n entsprechend der persönlichen Lebensumstände, Vorlieben, Bedürfnisse und Pläne die passende Verabreichungsform“, so Eder.

Unterstützend sollten auch nicht-medikamentöse Ansätze, wie beispielsweise Biofeedback, progressive Muskelentspannung oder Ausdauersport in die Behandlung einbezogen werden, rät Eder. „Da auch sie sich positiv auf den Verlauf einer Migräne auswirken können.“

Fachärztliche Abklärung

„Heute gibt es mehr Möglichkeiten denn je, Migräne wirksam zu behandeln und die Lebensqualität der Patient:innen deutlich zu verbessern“, betont Eder. Doch viele Betroffene wüssten nicht, welche Möglichkeiten ihnen offenstehen. „Bei Verdacht auf Migräne sollte daher immer eine Abklärung durch Fachärzt:innen für Neurologie vorgenommen werden, die auf Migräne spezialisiert sind. Denn es gibt hier laufend neue Entwicklungen“, so der Experte.

Eine gezielte neurologische Abklärung helfe, die richtige Diagnose zu stellen und gemeinsam eine passende Akut- und, wenn notwendig, eine vorbeugende Behandlung, also eine moderne Migräne-Prophylaxe zu etablieren. „So können Betroffene auch in besonders fordernden Phasen wie der oft stressigen Vorweihnachtszeit Sicherheit gewinnen und ihre Lebensqualität verbessern“, so Eder.

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