Basisstrategie und Risiken

Silvester: Stressfrei für Hund und Katze

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Berlin -

Laute Knallgeräusche, Feinstaub und jede Menge Müll: Der Jahreswechsel, inklusive der Tage vor und nach Silvester, ist für Haus- und Wildtiere die Hölle. Tierarzt Ralph Rückert aus Ulm erklärt, wie man insbesondere Hunden einen angenehmen Jahreswechsel bescheren kann und was es mit dem Mythos Schnaps bei Hundepanik auf sich hat.

Laut Rückert lassen sich Hunde in zwei Kategorien einteilen: „Es gibt die mit der erkennbaren Angst, die sich aber noch gut im Griff haben, und es gibt die Tiere, die vor lauter Angst gar nicht mehr klarkommen.“

Die Basisstrategie für Hunde

Die Basisstrategie für die Silvestertage sollte ein abgedunkelter Raum, gegebenenfalls unterstützt durch Musik oder TV-Geräusche, sein. Daran sollte das Tier möglichst frühzeitig gewöhnt werden, damit es sich schnell dort wohlfühlt und entspannen kann.

Eine angenehme Routine wie Füttern oder Ruhen in diesem geschützten Bereich kann ebenfalls hilfreich sein. Wichtig ist, dass dort alles bereitsteht, was das Tier braucht.

Ein ausgedehnter Spaziergang am Morgen oder Mittag hilft dem Hund, Energie abzubauen, sodass abends nur noch eine kurze Runde nötig ist. Da Feuerwerk oft schon vor Silvester gezündet wird, sollte der Hund bereits einige Tage vorher nur noch an der Schleppleine geführt werden, um unerwartete Fluchtversuche zu verhindern.

Tipps für Katzen

An Silvester ist ein sicherer Rückzugsort auch für Katzen besonders wichtig, um sie vor den lauten Geräuschen und der Hektik des Jahreswechsels zu schützen. Dieser Ort sollte ruhig, gut abgeschirmt von Lärm und Licht, und mit vertrauten Gegenständen ausgestattet sein. Es ist wichtig, dem Tier die Möglichkeit zu geben, sich zurückzuziehen, wenn sie den Kontakt zu Menschen nicht sucht.

Zur Unterstützung können Pheromon-Verdampfer eingesetzt werden, die beruhigen und die natürliche Entspannungsreaktion der Katze fördern. Auch das Übertönen des Feuerwerkslärms durch den Fernseher oder Radio kann helfen, die Katze zu beruhigen.

Umgang mit der Angst

Viele Menschen sind nach wie vor der Meinung, dass es besser sei, das ängstliche Verhalten eines Hundes zu ignorieren. Rückert widerspricht dieser Annahme vehement: „Wenn Ihr Hund in dieser Situation Körperkontakt, Berührung oder gar eine beruhigende Massage haben möchte, dann lassen Sie sich um Gottes Willen nicht durch zweifelhafte und durch nicht belegbare Ratschläge davon abhalten.“

Wichtig ist, die Ängste nicht ungewollt zu verstärken. Eine übermäßige Zuwendung kann dem Tier signalisieren, dass es richtig ist, Angst zu haben – und das könnte die Problematik sogar noch verschlimmern. Stattdessen sollte das Tier in seinem Ruheraum bleiben, es sei denn, es sucht aktiv die Nähe seiner Bezugspersonen.

Ist beim Haustier ohnehin schon eine Ängstlich- oder Schreckhaftigkeit bekannt, sollte frühzeitig ein Tierarzt konsultiert werden. Dieser kann geeignete Medikamente verschreiben oder eine Verhaltenstherapie empfehlen. Besonders bei Tieren, deren Ängste nicht allein durch Training oder Routine gemildert werden können, ist dies die nachhaltigste Lösung.

Vom Knall zur Explosion

Da Hunde Geräusche viel intensiver wahrnehmen, ist es außerdem wichtig, ihr empfindliches Gehör zu schützen. Ihr Frequenzbereich reicht bis zu 65.000 Hertz, während Menschen nur bis 20.000 Hertz hören können. Auch Katzen hören extrem gut; ihr Bereich reicht bis zu 64.000 Hertz, ihre höchste Empfindlichkeit liegt im Ultraschallbereich.

Was für die Feiernden nur ein lautes Knallgeräusch ist, kann für Hunde und Katzen wie eine massive, schmerzhafte Explosion klingen. Linderung kann Watte in den Ohren, fixiert mit einem Schal oder Klebeband, verschaffen. Alternativen sind Bluetooth-Stirnbänder mit Musik oder ein spezieller Gehörschutz.

Der Deutsche Tierschutzbund betont in seinen Silvesterempfehlungen, dass eine starke Lärmexposition zu „dauerhaften Gehörschäden und Verhaltensproblemen wie einer Geräuschangst führen“ könne. Plötzliche grelle Lichter, der ungewohnte Geruch: „Diese Komponenten können auch bei Kleintieren wie Kaninchen und Meerschweinchen, aber auch bei Vögeln und Pferden zu Panik und Stress führen.“

Schnaps für den Hund?

Nach wie vor hält sich die Empfehlung, ein „Schnapsglas Eierlikör“ sei die Lösung bei Hundepanik in der Silvesternacht. Rückert erklärt, dass „es zu einem erstaunlich hohen Prozentsatz wirkt.“ Allerdings gebe es dazu „überhaupt keine Untersuchungen, keine Zulassung, gar nichts“. Der Tierarzt betont, dass der Hund den Alkohol nicht abbauen kann, und sieht daher „dringenden Regelungsbedarf“.

Im absoluten – und nur so sollte der Alkohol auch eingesetzt werden – Notfall ist die richtige Dosierung des Eierlikörs entscheidend. „Mit maximal 0,4 Gramm Alkohol pro Kilogramm Körpergewicht bleiben wir meilenweit von dem Bereich entfernt, in dem Gesundheitsgefahren vorstellbar wären“, weiß der Tierarzt.

Die Gesamtmenge des Eierlikörs sollte in zwei bis drei kleinere Portionen aufgeteilt werden, idealerweise mit einem Abstand von etwa zwei Stunden. Die letzte Gabe sollte eine halbe Stunde vor Mitternacht erfolgen.

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