In der Spitze 38 Grad

Hitze-Warnungen – Kliniken ohne Klimatisierung

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Berlin -

Jetzt ist es wieder richtig Sommer: Bei Temperaturen von weit über 30 Grad in Deutschland können sich alle freuen, die noch Urlaub oder Schulferien haben. Für heute rechnet der Deutsche Wetterdienst (DWD) mit in der Spitze rund 37 Grad. Nur in Küstennähe soll es etwas kühler werden. Morgen erwarten die Meteorologen dann wieder viel Sonne und Höchstwerte von bis zu 38 Grad. Angesichts der steigenden Temperaturen hat die hessische Gesundheitsministerin Diana Stolz zu „besonderer Vorsicht“ aufgerufen. „Vor allem Kinder, gesundheitlich geschwächte und ältere Menschen sind bei Hitze gefährdet. Es ist wichtig, das eigene Verhalten der Temperatur, soweit dies möglich ist, anzupassen“, sagte die CDU-Politikerin.

Menschen sollten sich demnach in kühlen Räumen aufhalten, körperliche Anstrengung meiden und vor allem nachts oder am frühen Morgen lüften. „Eine kühle Dusche oder ein kühles Bad können zusätzliche Abkühlung verschaffen“, hieß es. Leichte Kost und viel Mineralwasser seien wichtig, alkohol- und koffeinhaltige Getränke dagegen weniger geeignet, teilte das Ministerium mit.

Auch Bayerns Gesundheitsministerin Judith Gerlach warnte: „Hitze ist sehr anstrengend für den Körper. Vor allem ältere Menschen sind gefährdet, aber auch für Menschen mit bestimmten Vorerkrankungen sowie für Säuglinge, Kleinkinder und Schwangere sind hohe Temperaturen belastend. Ich rufe daher zu umsichtigem Verhalten bei Hitze auf.“

Hitze könne zu Schwindel, Kreislaufbeschwerden oder Krämpfen führen. Die Ministerin betonte: „Der Freistaat hat bereits ein breites Maßnahmenpaket zur Stärkung des Hitzeschutzes aufgelegt. Zentraler Baustein ist das Kompetenzzentrum für Gesundheitsschutz im Klimawandel am LGL, das die Kommunen sowie die Bürgerinnen und Bürger bei der Anpassung an die gesundheitlichen Folgen des Klimawandels unterstützt. Es berät und unterstützt die Kommunen kostenlos bei der Hitzeanpassung sowie bei der Erarbeitung individueller Hitzeaktionspläne. Es ist erfreulich, dass bereits rund 60 Kommunen dieses Angebot angenommen haben.“ Zudem würden unter anderem Angebote für zielgruppenspezifische Informationen, wie für Pflegeeinrichtungen oder ältere Menschen, erarbeitet und verbreitet.

Starke Wärmebelastung mindestens bis zum Wochenende

Besonders ältere und pflegebedürftige Menschen müssten geschützt werden und ausreichend trinken. Pflegedienste, Angehörige und Nachbarn sollten auf Anzeichen von Überhitzung achten. Stolz warnte zudem, niemanden bei hohen Temperaturen im Auto zurückzulassen.

Am Dienstag waren die Temperaturen vor allem in Baden-Württemberg schweißtreibend. 35,4 Grad wurden laut DWD in Müllheim im Südwesten nahe der Grenze zu Frankreich gemessen. 34,8 Grad waren es in Rheinfelden an der Grenze zur Schweiz. In Trier-Zewen in Rheinland-Pfalz wurden 34,3 Grad gemessen. Die Werte sind allerdings noch vorläufig. „Wir haben noch nicht das Maximum der Hitzewelle erreicht“, sagte ein DWD-Sprecher.

Klimaanlagen fehlen in Kliniken

„Die meisten Kliniken verfügen nicht über Klimaanlagen oder ähnlich wirksame Kühlsysteme“, sagte die Vize-Chefin der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG), Professor Dr. Henriette Neumeyer, dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND). Grund sei ein jahrzehntelanger Investitionsstau. „Das belastet sowohl die Patientinnen und Patienten als auch die Beschäftigten.“

Sie sagt: „Die meisten Kliniken müssen die Hitze heute mit einfachen und wenig wirksamen Mitteln wie Verschattung und Ventilatoren lindern.“ Die Krankenhausgesellschaft fordert in diesem Zusammenhang ein mehrjähriges Investitionsprogramm von 31 Milliarden Euro für den klimagerechten Umbau von Krankenhäusern.

Patienten-Stiftung: Hitzeschutz wird unterschätzt

Auch die Deutsche Stiftung Patientenschutz ist unzufrieden. „Weiterhin nehmen Bund und Länder den Hitzeschutz in den 1600 Kliniken und 12.000 Pflegeheimen nicht ernst“, sagt Vorstand Eugen Brysch. „Die verabschiedeten oder vorbereiteten Hitzeschutzpläne enden dort, wo die Patientensicherheit Geld kostet.“ Mit Blick auf die erwarteten hohen Temperaturen sagte Brysch: „Bange Tage stehen den über 300.000 Krankenhauspatienten und 800.000 Pflegeheimbewohnern bevor.“

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