Vom Ehec-Ausbruch in Mecklenburg-Vorpommern sind auch sechs Kinder aus Berlin und eins aus Brandenburg betroffen. Das Robert Koch-Institut (RKI) konnte inzwischen den seltenen Stamm O45:H2 als Auslöser identifizieren.
In Berlin handelt es sich nach Angaben des Landesamts für Gesundheit und Soziales (Lageso) um fünf Kinder im Alter bis zu 3 Jahren und ein Kind im Alter von 3 bis 16 Jahren. Bei insgesamt drei Kindern habe die Ehec-Infektion das hämolytisch-urämische Syndrom (HUS) ausgelöst, das zu Blutgerinnungsstörungen und Funktionsstörungen der Nieren führen kann.
Nach Angaben einer Lageso-Sprecherin gibt es in Berlin zwei weitere Kinder, die wegen HUS behandelt werden, bisher allerdings ohne Zusammenhang mit dem Geschehen in Mecklenburg-Vorpommern. Den Kenntnissen des Lageso zufolge wurden bisher alle HUS-Fälle im Krankenhaus behandelt.
Das betroffene Kind aus Brandenburg ist ebenfalls an HUS erkrankt, wie es aus dem Brandenburger Gesundheitsministerium heißt. Es werde stationär in Leipzig behandelt. „Der Gesundheitszustand hat sich unseres Wissens nach stabilisiert“, teilte eine Sprecherin mit.
Insgesamt sind in Berlin dieses Jahr bislang 168 Ehec-Fälle gemeldet worden (Stand 4.9.). In Brandenburg sind es seit Jahresbeginn 109 (Stand 5.September)
Grundsätzlich gibt es Ehec-Ansteckungen immer wieder. Kinder gelten aber als besonders gefährdet, weil ihr Immunsystem und ihre Organe noch nicht vollständig ausgereift sind. Sie machen auch beim aktuellen Ausbruch in Mecklenburg-Vorpommern den Großteil der Erkrankten aus. Betroffen sind neben Menschen aus Mecklenburg-Vorpommern vielfach auch Familien aus anderen Bundesländern, die ihre Ferien im Nordosten verbrachten.
Das RKI konnte mittlerweile den auslösenden Subtyp des Erregers bestimmten, wie das Ministerium für Soziales, Gesundheit und Sport am Freitag mitteilte. Gesundheitsministerin Stefanie Drese (SPD) betonte, dass mit dieser Erkenntnis die Ermittlungen zur Infektionsquelle nun deutlich gezielter geführt werden können.
„Wir wissen nun, dass der Ausbruchsstamm einem Subtyp namens O45:H2 angehört, der in Deutschland nur selten vorkommt. Zwischen Januar 2015 und Juni 2025 hat das NRZ lediglich 13 Stämme dieses Serovars unter 10.633 analysierten Proben gefunden. Davon standen jedoch vier im Zusammenhang mit HUS-Erkrankungen, was auch zum Ausbruchsgeschehen in Mecklenburg-Vorpommern passt“, erklärte Drese.
Dass der genaue Erregerstamm ermittelt werden konnte, habe laut Drese einen entscheidenden Vorteil: Dadurch lasse sich besser abgrenzen, welche der 45 gemeldeten Fälle tatsächlich zum Ausbruch gehörten und welche dem üblichen saisonalen Auftreten von EHEC zuzuschreiben seien. „Das heißt, dass sich die Befragungen und die Suche nach Gemeinsamkeiten zwischen den Betroffenen alsbald auf die wirklichen Ausbruchsfälle konzentrieren kann, um die Infektionsquelle zu identifizieren.“
Auch für die Lebensmittelüberwachung sei die Bestimmung des Ausbruchsstammes von Bedeutung. „Wenn dort bei den weiterhin laufenden Beprobungen eine EHEC-Belastung auffällt, wie zuletzt zum Beispiel bei einem Wurstprodukt, kann künftig genauer abgeglichen werden, ob diese Quelle als Ursache für den Ausbruch in Frage kommt, oder nicht“, erklärt Drese.
Die konkrete Infektionsquelle wurde bislang noch nicht identifiziert. Stichproben aller neuen verdächtigen Quellen würden weiterhin von den Veterinärämtern entnommen und im Landesamt für Landwirtschaft, Lebensmittelsicherheit und Fischerei Mecklenburg-Vorpommern untersucht.
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