Ätzende Substanzen auf Ebay

Gefahrstoffe: „Gleichgültigkeit ist ein unerträglicher Zustand“

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Berlin -

Der Verkauf ätzender Substanzen ist laut Ebay auf der Plattform grundsätzlich verboten. Dagegen wird allerdings laut einer Apothekerin trotz mehrfacher Hinweise nicht konsequent vorgegangen. „Während wir in der Apotheke verantwortungsvoll jede Abgabe riskanter Substanzen an Laien konsequent verweigern, lässt Ebay solche Angebote ungehindert laufen.“

Verkauft wird beispielsweise 80-prozentige Essigsäure der Marke Acetosur in 1-Liter-Gebinden. Aufgrund des sehr hohen Säuregehalts ist es als gesundheitsgefährend, ätzend und hochentzündlich kategorisiert. Der Anbieter hat via Ebay bereits über 60 Liter hochprozentige Essigsäure für 18,99 Euro pro Liter verkauft. Ein weiterer, neuer Verkäufer verlangt dafür aktuell 7,30 Euro. Das entspricht Angeboten anderer Websites, die zwischen 6 und 9 Euro für dieselbe Menge verlangen. Einen UVP von Seiten des Herstellers gibt es nicht.

„Auch nach dutzendfachen Meldungen sieht sich Ebay zu keiner Reaktion bemüßigt“, ärgert sich die Apothekerin. „Klare Verstöße gegen die Grundsätze werden ignoriert, und der literweise Handel mit ätzenden Stoffen kann unbehelligt fortgesetzt werden. Sind die Ebay-Grundsätze also eine bloße Witzveranstaltung?“

Kritik an Ebay-Grundsätzen

Zwar kann das Produkt auch über den Einzelhandel bezogen werden. Der Knackpunkt: Ebay schließt von sich aus den Verkauf ätzender Substanzen aus. In dem „Grundsatz zu Gefahrstoffen“ heißt es dazu: „Gefährliche Substanzen (zum Beispiel Gifte, Sprengstoffe, ätzende Substanzen und schädliche Chemikalien), radioaktive Substanzen sowie Waren, die gefährliche Substanzen enthalten oder freisetzen können, sind bei Ebay grundsätzlich verboten.“

Warum es diese Regelung gibt, erklärt Ebay auch: „Dieser Grundsatz trägt dazu bei, die Öffentlichkeit vor gefährlichen Substanzen zu schützen und sicherzustellen, dass Verkäufer wichtige gesetzliche Anforderungen einhalten.“

„Gleichgültigkeit gegenüber Verantwortung und Sicherheit“

Die Apothekerin sieht eine Verantwortung beim Unternehmen: „Das rücksichtslose Zulassen ätzender Chemikalien auf Ebay wirft die Frage nach einer Mitschuld der Plattform an jeder Verletzung auf, die daraus entsteht.“. Allein ein Spritzer Tafelessig – mit lediglich 5 Prozent Säure – könne bereits erhebliche Folgen haben. Hier liege jedoch eine Säure „mit sage und schreibe 80 Prozent“ – also 16-mal so hoch konzentriert – vor.

Sie kritisiert die Unverhältnismäßigkeit: „Während wir in der Apotheke verantwortungsvoll jede Abgabe riskanter Substanzen an Laien konsequent verweigern, lässt Ebay solche Angebote ungehindert laufen.“ Es herrsche „offenkundig Gleichgültigkeit gegenüber Verantwortung und Sicherheit. Ein unerträglicher Zustand.“

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