Im Jahr 2025 ist niemand mehr auf die Apotheke vor Ort angewiesen – das meint zumindest DocMorris in einem aktuellen Werbeclip auf Instagram. Hier will der Versender zeigen, wie unkompliziert Bestellungen per App funktionieren. In den Kommentaren hagelt es Kritik, unter anderem wird dem Versender eine Verantwortung für das Apothekensterben vorgeworfen. DocMorris hält dagegen: „Versandapotheken sind nicht der Grund, warum Apotheken vor Ort schließen müssen.“
Der Werbeclip ist wie ein Rollenspiel aufgebaut, in dem eine Darstellerin zwei Figuren spielt: eine, die zur Tür hereinkommt, und eine andere, die auf dem Sofa sitzt und liest. Die erste klagt: „Die Apotheke hatte das Medikament nicht, ich muss noch schnell zu einer anderen.“ Darauf reagiert das Gegenüber: „Hä, wohin willst du? Es ist 2025.“ Anschließend folgen die App-Vorteile des Versenders: „Kein Stress, kein Warten, kein Anstehen.“
Gezeigt wird zwar ein Muster-16-Rezept, als Lösung wird jedoch das Scannen der elektronischen Gesundheitskarte via CardLink präsentiert. „Dann werden die verfügbaren Medikamente angezeigt“, heißt es – gezeigt werden allerdings Non-Rx-Produkte. Später wird erneut verdeutlicht: „Warte mal, ich muss also nicht mehr in die Apotheke?“ „Nein, kein Gang zur Apotheke und keine Öffnungszeiten.“
Der Beschreibungstext des Reels fasst zusammen: „Schluss mit Zetteln, Warten und Unsicherheit. Willkommen in der neuen Welt der Online-Apotheke – 100 Prozent digital, sicher und bequem.“ Vorteile seien „kein unnötiger Apothekenweg“, Hauslieferung, Papierlosigkeit, schnelle Zustellung und „immer alles im Blick“ zu haben.
In der Kommentarspalte überwiegt die Kritik. Eine Userin richtet ihr Wort direkt an den Versender: „Herzlichen Dank für das Vorantreiben des Apothekensterbens!“
Und tatsächlich reagiert DocMorris: „Die Gründe, warum Apotheken vor Ort schließen müssen, sind vielfältig.“ Die Begründung des Versenders: „Häufig hängen sie damit zusammen, dass Ärzte in unmittelbarer Nähe einer Apotheke keinen Nachfolger für die Praxis finden.“ Zudem sei der Marktanteil der Versandhändler bei Rx-Medikamenten in Deutschland gering. „Daher sind Versandapotheken nicht der Grund, warum Apotheken vor Ort schließen müssen.“
Der ersten Konter eines Users folgt sogleich: „Das glaubst du doch wohl selber nicht?“ Ein weiterer Nutzer hält ebenfalls dagegen: „Sicherlich arbeiten manche Apotheken nicht wirtschaftlich, beispielsweise – wie erwähnt – wenn es keinen Nachfolger für eine Praxis gibt. Trotzdem ist die Apotheke vor Ort ein wichtiger Anlaufpunkt für viele Menschen, für RICHTIGE Beratung und sofortige Belieferung!“
Er ergänzt: „Außerdem stehen wir immer mit einem offenen Ohr, egal wofür, zur Seite und egal wann, weil WIR die Apotheken vor Ort einen Nacht- und Notdienst machen! Individuelle Rezepturen können und dürfen wir herstellen, da wir es von Grund auf gelernt haben.“ Und er fragt: „Dürft ihr das auch? Sicher nicht!“ Klar sei für ihn auch: „Es sind nicht die Versender in Deutschland, die uns kaputt machen, sondern die im Ausland – wie zum Beispiel DocMorris (Hauptsitz Heerlen, Niederlande)!“
Eine Vielzahl von Kommentaren stellt außerdem die im Spot genannten Vorzüge in Frage: „In Ihrer Vor-Ort-Apotheke hätten Sie es an demselben Tag gekriegt! Ohne ein einziges Mal in der Apotheke sein zu müssen!“, schreibt eine Userin. „Jede Apotheke hat eine App, die auch genauso funktioniert! Mit mehr Vorteilen … unter anderem persönliche Beratung und umweltfreundlicher als Online.“
Eine weitere Userin stimmt nur teilweise zu: „Aber ich nutze hauptsächlich Shop Apotheke, weil mir die Apotheken vor Ort mittlerweile einfach viel zu teuer sind.“ Sie schränkt jedoch ein: „Natürlich gehe ich, wenn ich akut krank bin und dringend ein Medikament brauche, zur Not auch mal in eine normale Apotheke. Aber wenn man es vermeiden kann, muss ich ganz ehrlich sagen: Da spare ich mir das Geld gerne.“
Darauf erwidert die erste Userin: „Die Vor-Ort-Apotheken können teilweise teurer sein.“ Sie nennt als Gründe Steuerpflicht, Laborkosten sowie Nacht- und Notdienste. „Trotz allem sind Versender auch nicht immer die günstigere Wahl.“ Außerdem verweist sie darauf, dass Rx-Präparate gesetzlich preisgebunden sind.
Ein weiterer Kommentator kritisiert eine bestimmte Szene im Clip: „Karte scannen, während sie ein Muster-16 in der Hand hält. Oh je.“ Auch er hebt hervor, dass Vor-Ort-Apotheken schneller liefern. „P.S.: Auch das Karte-an-Handy-Halten funktioniert bei jeder Vor-Ort-Apotheke zu Hause einwandfrei.“
Dem pflichtet ein weiterer Kommentator bei und betont gegenüber der DocMorris-Kundschaft: „Super nur weiter so! Dann könnt ihr euch euer akutes Medikament ja auch da holen. Dauert ja nur ein paar Tage, bis man dann mit dem Antibiotikum anfängt. Denn da landen wir, wenn man weiter nur dort bestellt.“
Ein User warnt schließlich: „Online-Bestellungen können zwar praktisch sein, aber wenn wir alle nur online bestellen, sterben unsere lokalen Apotheken aus.“ Das bedeute nicht nur weniger Beratung, „sondern auch weniger Arbeitsplätze für Apothekenpersonal. Lasst uns die lokale Apotheke unterstützen, um diese wichtigen Ressourcen und Arbeitsplätze zu erhalten!“