Förderung statt Sparpaket

Nach Protesten: Premier schließt Pakt mit Apotheken

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Berlin -

Französische Apothekenteams hatten im August landesweit gestreikt, weil ihre Einnahmen durch ein Dekret über Generika-Rabatte sinken sollten. Jetzt kündigte Premierminister Sébastien Lecornu in Matignon die vorübergehende Aussetzung dieses Dekrets für drei Monate an. Während dieser Zeit gelten wieder die alten Rabattobergrenzen von 40 Prozent für Generika und bis zu 15 Prozent für Biosimilars.

Am frühen Abend des 24. September besprach er sich in seinem Amtssitz in Matignon mit Kammerpräsidentin Carine Wolf-Thal und den Gewerkschaftspräsidenten Philippe Besset (Fédération des syndicats pharmaceutiques de France, kurz FSPF) und Pierre-Olivier Variot, (Union des syndicats des pharmaciens d’officine, kurz USPO).

Anlass war das Dekret vom 4. August, das Höchstgrenzen für Rabatte auf Generika und bestimmte andere Medikamente festlegt. Das Treffen wurde kurzfristig einberufen, nachdem USPO und FSPF zuvor mobilisiert und mit einem nationalen Protestag landesweit auf die geplante Absenkung der Rabattobergrenzen aufmerksam gemacht hatten.

Drei Monate Schonfrist

Wie „Le Quotidien du Pharmacien“ berichtet, hat Premierminister Lecornu die Aussetzung des Dekrets für mindestens drei Monate angekündigt. Die Rabatte auf Generika bleiben in dieser Zeit bei 40 Prozent statt wie geplant 30 Prozent.

Während dieser Zeit sollen 900 Apotheken in ländlichen Gebieten besonders unterstützt werden, vor allem dort, wo Hausärzte fehlen. Ziel sei es, die wirtschaftliche Stabilität kleinerer Apotheken zu sichern und gleichzeitig sicherzustellen, dass Generika weiterhin kostengünstig verfügbar bleiben, um die Sozialversicherung zu entlasten.

Außerdem sollen die Pilotprojekte des Programms OSyS („Orientation dans le Système de Soins“), das bereits in mehreren Regionen getestet wird, auf alle Apotheken ausgeweitet werden. OSyS ermöglicht es, Patientinnen und Patienten mit leichten Gesundheitsproblemen direkt zu beraten und gegebenenfalls an Ärzte oder andere Gesundheitsdienste weiterzuleiten.

Im Rahmen des Programms können Apothekerinnen und Apotheker etwa Tests bei Rachen‑ oder Blasenentzündungen durchführen und bei Bedarf behandeln, Verschreibungen von oralen Kontrazeptiva bis zu sechs Monate nach Ablauf erneuern sowie stabile chronische Therapien wie Bluthochdruck oder Diabetes um bis zu drei Monate verlängern.

Laut Angaben der USPO sollen so bis 2027 insgesamt etwa 5000 Apotheken in das erweiterte Programm eingebunden werden. Präsident Pierre-Olivier Variot bezeichnete das Abkommen mit Matignon als „Win-Win-Pakt, bei dem wir die Aktivitäten der Apotheken in ländlichen Gebieten weiter stärken werden.“

„Jetzt geht es ans Eingemachte“

Zudem sollen laut USPO zwei staatliche Kontrollbehörden kurzfristig prüfen, wie Geld zwischen Herstellern, Apotheken und der Krankenkasse fließt und welche Auswirkungen die neuen Rabattobergrenzen auf die Einnahmen der Apotheken haben. Die Untersuchung läuft parallel zu den bereits laufenden Prüfungen der Krankenversicherung und des Rechnungshofs, damit die Finanzströme im Medikamentenvertrieb möglichst genau und objektiv erfasst werden.

Die Ergebnisse werden innerhalb von drei Monaten erwartet und sollen die künftigen Vorschläge der Regierung informieren, wie „Le Quotidien du Pharmacien“ berichtet. Ziel sei es zudem, die Akzeptanz von Preisnachlässen seitens der Hersteller zu sichern, damit Generika weiterhin kostengünstig verfügbar bleiben.

Auf Grundlage dieser Zusagen des Premierministers rufen die Gewerkschaften zu einer dreimonatigen Unterbrechung der Mobilisierungsaktionen auf. „Jetzt geht es ans Eingemachte“, erklärte Kammerpräsidentin Wolf-Thal. „Da die Gespräche geöffnet sind, müssen wir unsere Ambitionen, unsere Vision und die Richtung, die wir einschlagen wollen, erklären.“

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