Auswertung der ADEXA-Gehaltsumfrage 2012

Lohndumping in Sachsens Apotheken

Hamburg -

Zwei von drei Apothekenangestellten in Sachsen werden unterhalb des bundesweiten Gehaltstarifes bezahlt. Das ergab die aktuelle Gehaltsumfrage von ADEXA, an der sich insgesamt rund 2.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beteiligt haben. Wer aber wie die Arbeitgeber in Sachsen bei den Gehaltserhöhungen nicht Schritt hält, kann gegenüber der Politik nicht mit „Kosten von heute“ argumentieren, wie sie bei der Forderung nach einem erhöhten Fixhonorar gern angeführt werden.


Immerhin 8,5 Prozent der befragten Angestellten in Sachsen arbeiten für ein Monatsgehalt, das mehr als ein Fünftel unter dem Bundestarif liegt; im Extremfall bis zu 40 Prozent. Dazu zwei Beispiele: So muss eine Vollzeit-PTA mit 1300,- Euro brutto auskommen (-33 Prozent). Und eine Apothekerin erhält jeden Monat 664,- Euro weniger als die tariflich bezahlten Kolleginnen in anderen Kammerbezirken (-24 Prozent). Beide Kolleginnen bekommen auch die tarifliche Sonderzahlung in Höhe eines Monatsgehaltes nicht ausgezahlt*. Dies gilt insgesamt für 32 Prozent der Teilnehmer der Umfrage aus Sachsen.

Jede/r dritte sächsische Mitarbeiter/in bekommt monatlich bis zu 10 Prozent weniger als tariflich von ADEXA und ADA für die übrigen Kammerbezirke vereinbart ist (Ausnahme Nordrhein). Bei rund einem Fünftel beträgt das Minus zwischen 11 und 20 Prozent. Insgesamt sind 63 Prozent der Angestellten in Sachsen schlechter gestellt als der bundesweite tarifliche Mindeststandard.

Die ADEXA-Tarifkommission sieht den Sächsischen Arbeitgeberverband deshalb in der Pflicht, durch eine Rückkehr zum Flächentarifvertrag diese massive Form des Lohndumpings zu beenden.


Dr. Sigrid Joachimsthaler

*Dies ist in der prozentualen Berechnung noch nicht berücksichtigt.



Glaubwürdigkeit in Gefahr


Die Ergebnisse der ADEXA-Umfrage für den Bereich Sachsen sind beschämend für die Arbeitgeber und demotivierend für die Mitarbeiter. Der Sächsische Arbeitgeberverband begibt sich damit aber auch in eine riskante Verhandlungsposition gegenüber der Politik. Denn das sind mit Sicherheit nicht die von der ABDA angeführten „Kosten von heute“, sondern Personalkosten von vorvorgestern. Damit sinkt die Glaubwürdigkeit der Apothekeninhaber – und das können sich die Standesvertreter wirklich nicht leisten.


Wenn der SAV die tariflichen Standards nicht schon vor 15 Jahren über Bord geworfen hätte, lägen jetzt handfeste Zahlen vor, die die Regierung nicht vom Tisch wischen könnte. Doch der SAV hat die Belastungen durch untertarifliche Gehälter seiner Mitarbeiter kompensiert und sollte jetzt lieber keine Krokodilstränen vergießen.


Natürlich müssen die Honorare – bundesweit – steigen, keine Frage. Aber die Angestellten haben nicht mehr den langen Atem, noch auf politische Entscheidungen zu warten!