Störungen der Darmbarriere-Funktion werden heute als entscheidender Schritt bei der Entstehung von verschiedenen Darm- und extraintestinalen Erkrankungen gesehen(1). Eine jetzt veröffentlichte Studie der Berliner Charité hat gezeigt, dass die Arzneipflanze Myrrhe (in Myrrhinil-Intest®)die Darmbarriere stabilisiert und sie vor schädlichen Einflüssen durch das entzündungsfördernde Zytokin TNFalpha schützt(2). „Die Ergebnisse bestätigen die schon lange bekannte anti-inflammatorische Wirkung von Myrrhe und sprechen für ihren Einsatz bei der Therapie von chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen und Reizdarm, die mit Defekten der Darmbarriere und Entzündungen einhergehen“, erklärt Professor Jörg-Dieter Schulzke, Charité Berlin.Eine klinische Studie der Universität Duisburg-Essen hatte bereits 2013 gezeigt, dass ein Myrrhe-Medikament zur Remissionserhaltung bei Colitis ulcerosa vergleichbar wirksam war wie die Behandlung mit dem Goldstandard Mesalazin(3).
Entzündliche Prozesse der Darmschleimhaut, bei denen das proinflammatorische Cytokin TNFalpha involviert ist, resultieren in einer verminderten Barrierefunktion des Darmepithels. Entscheidend hierfür sind die Tight Junction-Proteine. Die relative Zusammensetzung der Tight Junction-Proteine ist für die segmentalen Unterschiede in der Dichte der intestinalen Barriere entlang des Gastrointestinaltrakts verantwortlich. Außerdem sind die Tight Junction-Proteine auch Angriffspunkte für regulatorische Einflüsse z.B. bei intestinalen Entzündungen.
Im Rahmen der jetzt veröffentlichten Studie wurden die Regulationsmechanismen der epithelialen Barrierefunktion durch Tight Junction-Proteine und ihre Beeinflussung durch einen Myrrheextrakt an Caco-2-Darmzellen und an der Kolonepithel-Zelllinie HT-29/B6 untersucht. Es wurde beobachtet, dass der Myrrheextrakt die Darmbarriere über eine Hemmung des P13 Kinase Signalwegs in den Caco-2 Darmzellen stabilisiert. Über die Hemmung des Signalwegs induziert Myrrhe eine Stabilisierung der Darmbarriere durch eine Herabregulierung des porenbildenden Tight Junction-Proteins Claudin-2.
Über eine Hemmung des Stat6 Signalwegs in HAT-29/B6-Zellen schützt der Myrrheextrakt darüber hinaus die Darmbarriere vor schädlichen Einflüssen durch das entzündungsfördernde Zytokin TNFalpha. Es war zu beobachten, dass Myrrhe die durch TNFalpha induzierte erhöhte Durchlässigkeit der Darmbarriere inhibiert und die Tight-Junction-Struktur insgesamt stabilisiert. Das Myrrheharz hemmt die Proteinexpression des porenbildenden Claudin-2, verhindert die Umverteilung von Claudin-1 und wirkt einer allgemeinen Umstrukturierung der Tight Junctions entgegen. „Die Studienergebnisse belegen, dass Myrrhe deutlich zur Stabilisierung der des Tight Junction-Komplexes beiträgt und somit bei verschiedenen intestinalen Erkrankungen, die mit Störungen der Darmbarriere und Entzündungen einhergehen, sinnvoll therapeutisch eingesetzt werden kann“, erläutert Schulzke.
Multi-Target-Wirkung von Myrrhe, Kaffeekohle und Kamille
Verschiedene In-vitro-Untersuchungen an der Universität Leipzig haben darüber hinaus pharmakologische Wirkmechanismen entschlüsselt, auf der die anti-inflammatorische Wirkung des Phytotherapeutikums Myrrhinil-Intest® aus Myrrhe, Kaffeekohle und Kamille basiert und so zum besseren Verständnis der Multi-Target-Wirkung des Pflanzengemischs beigetragen(4,5). Die drei Heilpflanzen beeinflussen die Genexpression über den Zytokin-Signalweg sowie auch die Freisetzung von proinflammatorischen Proteinen in aktivierten humanen Makrophagen. Sie hemmen die Freisetzung des entzündungsfördernden Proteins TNFalpha und des Chemokins CXCL13. Kaffeekohle und Kamille erhöhen darüber hinaus die Freisetzung des antientzündlichen Interleukin 10. Auch synergistische Effekte konnten beobachtet werden: Die Hemmung der Freisetzung von CXCL13 wird durch die Kombination der Heilpflanzen verstärkt.
Klinische Studien: wirksam bei Durchfall, Reizdarm und CED
Die im Rahmen der In vivo-Untersuchungen entdeckten Wirkmechanismen liefern eine Erklärung für die beobachteten klinischen Effekte des Myrrhe-Präparates. Eine Studie der Universität Duisburg-Essen hatte bereits 2013 die praktische Wirksamkeit des Phytotherapeutikums bei der CED-Therapie gezeigt. Zur Remissionserhaltung bei Colitis ulcerosa war das pflanzliche Arzneimittel vergleichbar wirksam wie die Behandlung mit dem Goldstandard Mesalazin. Eine Studie mit mehr als 1.000 Patienten in 131 deutschen Arztpraxen hat 2014 darüber hinaus belegt, dass das Phytotherapeutikum zur Unterstützung der Magen-Darm-Funktion auch bei Reizdarm und akuten Durchfällen gut wirksam und verträglich ist. Es kam zu einer deutlichen Besserung der Durchfallsymptomatik und des Gesamtbeschwerdebilds bei Reizdarm, chronischen Darmerkrankungen und akuten Durchfällen. Bei Reizdarm-Patienten war außerdem eine Reduktion von Blähungen zu beobachten(6).
Kombiniert mit Kaffeekohle und Kamille wird die Myrrhe in Tablettenform schon seit mehr als fünfzig Jahren erfolgreich zur Unterstützung der Magen-Darm-Funktion eingesetzt. Das Phytotherapeutikum ist das einzige in Deutschland erhältliche Arzneimittel, das Myrrhe in einer peroralen Applikationsform enthält und außerdem mit Kaffeekohle und Kamille kombiniert.
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