IMC/Ken Cedeno ©2017
Im Kochtopf auf dem Herd schwimmt in einer dreckigen Brühe das Lieblingsstofftier Ihres Kindes. Ihr Kind steht heulend daneben. Sonnenstrahlen beleuchten dieses verstörende Stillleben, denn die Decke ist weg. In den restlichen Räumen, sofern die Mauern noch stehen, fehlt die Hälfte der Möblierung und der Dinge, die Ihnen am Herzen lagen, die Ihre Vergangenheit, Ihre Erinnerungen waren, die Ihr Zuhause repräsentierten. Die andere Hälfte liegt schmutzig und kaputt wild durcheinandergewürfelt auf einem Haufen.
Angesichts dieser Situation möchte man doch am liebsten zusammenbrechen, oder? Doch dafür ist keine Zeit.
Sie atmen durch, sind dankbar, dass Sie und Ihre Liebsten noch am Leben sind – und gehen die furchtbare Arbeit des Aufräumens an. Denn der nächste Regen naht und Sie müssen retten, was zu retten ist und Ihren Liebsten wieder Geborgenheit und eine Heimstatt geben. Von einer beschaulichen, schönen Vorweihnachtszeit träumen – das können Sie auf jeden Fall vergessen.
IMC/Ken Cedeno© 2017
Genau so ergeht es gerade den Frauen, Männern und Kinder, deren Lebensmittelpunkt die karibischen Inseln sind. Im September zogen drei gefährliche Hurrikans, Irma, Maria und José, mit Windgeschwindigkeiten bis zu 260 Km/Stunde über die Karibik hinweg und hinterließen nahezu komplett zerstörte Inseln. Den Menschen in den betroffenen Gebieten fehlt alles: Trinkwasser und Nahrung, ärztliche Versorgung, pharmazeutische Hilfe und Obdach.
IMC/Ken Cedeno ©2017
Die Pan American Health Organisation (PAHO) unterstützt bereits an vielen Orten die am Boden liegenden lokalen Strukturen, benötigt jedoch im Bereich Pharmazie zusätzliche Hilfe. Die Apotheker ohne Grenzen (AoG) wurden von der amerikanischen, medizinischen Hilfsorganisation International Medical Corps (IMC) gebeten, im unabhängigen Inselstaat Dominica die pharmazeutische Versorgung zu übernehmen. Laut UN OCHA, der Koordinierungsstelle für humanitäre Hilfe, sind fast alle 72.000 Bewohner auf Hilfe angewiesen. 31 Millionen Dollar werden bis Jahresende benötigt, um den Menschen in allen Bereichen helfen zu können; sie leben in der Hauptsache vom Tourismus und der Landwirtschaft. Die Aufräumarbeiten haben inzwischen begonnen, jedoch liegen derzeit viele Bereiche brach und werden jahrelangen Wiederaufbau benötigen.
Bereits seit dem 9. Oktober sind die beiden nordrhein-westfälischen Apothekerinnen Bettina Rüdy aus Rietberg und Yasmin Thabet aus Düsseldorf ehrenamtlich als Nothelfer für Apotheker ohne Grenzen Deutschland (AoG) im Einsatz auf Dominica.
Bei Ihrer Ankunft in der Hauptstadt Roseau stellten die Apothekerinnen schwere Schäden auch in der Zentralapotheke fest: „Der Lagerraum mit den Medizinprodukten wurde sehr stark beschädigt - das Dach ist weggeflogen und der Raum wurde überschwemmt. Wir haben viele alte Medizinproduktspenden gefunden, oft bereits abgelaufen oder durch das Wasser jetzt unbrauchbar.“
Inzwischen haben sie einen guten Überblick, was auf der Insel an Arzneimitteln vorrätig und brauchbar ist. Nun geht es um die Verteilung der Ressourcen und den bedarfsgerechten Einkauf, um Lücken in der Arzneimittelversorgung zu schließen. In den vergangenen Tagen waren sie in allen Teilen der Insel unterwegs, um dort Gesundheitsposten und Krankenhäuser zu besuchen und die Lage sowie die pharmazeutische Versorgungssituation zu evaluieren. Zudem wurde mit Hochdruck an einer Arzneimittelbestellung gearbeitet, die bereits erkannte Versorgungslücken bald schließen wird. Yasmin Thabet berichtet: „In La Plaine wohnen ca. 4.000 Einwohner, es gibt dort nur einen Apotheker, der rund um die Uhr für die Versorgung der Kranken bereit steht. Sein Lager wurde zerstört und er fährt und wandert (!) mit einem Koffer voller Medikamente, die noch übrig geblieben sind, von Dorf zu Dorf.“
Die akribische Arbeit der beiden ehrenamtlich tätigen Kolleginnen hat bereits Erfolg gezeitigt: Größere Fehlbestellungen - wegen vor Ort mangelnder Fachkenntnisse - konnten verhindert werden. Ihr pharmazeutisches Wissen ermöglicht es nun, die richtigen Arzneimittel in der richtigen Menge für die Bedürftigen zu bestellen.
Da Bettina Rüdy in dieser Woche wieder zurück an ihren Arbeitsplatz muss, wurde sie von PTA Maruschka Hofer aus Hamburg abgelöst, die bis zum 8. November vor Ort bleiben wird. Ende Oktober fliegt voraussichtlich das nächste Team: Apothekerin Barbara Weinmüller aus München und PTA Simone Harries aus Biessenhofen. Sie werden knapp drei weitere Wochen vor Ort im Nothilfe-Einsatz sein.
Bitte helfen auch Sie!
Apotheker ohne Grenzen Deutschland e.V.
Bank: Deutsche Apotheker- und Ärztebank
IBAN: DE 88 3006 0601 0005 0775 91
BIC: DAAEDEDDXXX
oder online unter https://www.apotheker-ohne-grenzen.de/mitmachen/einfache-spende/
Bitte haben Sie Verständnis, dass online kein Spendenstichwort eingesetzt werden kann. Wir werden in jedem Fall, die eingehenden Mittel zuallererst für die Nothilfe in der Karibik einsetzen!
Danke für Ihre Unterstützung!
Apotheker ohne Grenzen Deutschland e. V.
Ingrid Famula
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