Ein Roboter, der denken und fühlen kann, der uns Aufgaben abnehmen und wie ein Mensch entscheiden und handeln kann: für viele ein Traum, für ebenso viele ein Albtraum. Doch was steckt eigentlich hinter dem gar nicht so irrealen Mythos Artificial Intelligence, der künstlichen Intelligenz?
Was ist künstliche Intelligenz (KI) genau?
Aufgaben übernehmen können auch herkömmliche Computerprogramme. Doch künstliche Intelligenz geht weiter. Die langfristige Vision der künstlichen Intelligenz ist die Selbsterschaffung bzw. Selbsterhaltung. Eine künstliche Intelligenz ist so programmiert, dass sie selbstständig aus Fehlern und Erfolgen lernt und sich somit stetig selbst und ohne Fremdeinfluss verbessert. Einmal erschaffen muss man sie also nicht mehr bedienen, sondern höchstens noch mit Informationen füttern. Dies nennt man das Trial-Error-Prinzip. Aufgrund von Fehlschlägen und Erfolgen werden Wahrscheinlichkeiten und Algorithmen erschaffen, die dann als Grundlage für neue Entscheidungen und Handlungen der Maschine dienen. Außerdem soll sie natürlich ihrem Namen gerecht werden. Gemeint ist also eine Intelligenz, die der menschlichen nahekommt, jedoch künstlich erschaffen ist. Dies ist allerdings nur bei der so genannten starken KI der Fall. Bei der schwachen KI ist das vorläufige Ziel nur, eine Maschine zu schaffen, die in bestimmten Teilgebieten annähernd menschlich handelt, nicht aber umfassend. Dies wäre zum Beispiel der Fall bei einer KI-Zeitansage, die zwar die Zeit selbstständig ansagt, je nachdem, wann sie angerufen wird, jedoch bei einem fehlgeleiteten Anruf über einen medizinischen Notfall weder Empathie noch Hilfe leisten kann, weil dies nicht in ihr System einprogrammiert ist. Aufgrund der Lernfähigkeit können allerdings im Grunde alle künstlichen Intelligenzen als anfangs schwach, aber mit dem Potenzial ausgestattet, einmal stark zu werden, betrachtet werden. Man nehme zum Beispiel die Mobiltelefonstimme Siri von Apple, die dem Nutzer anfangs gern Google-Ergebnisse zeigt, sich aber nach einiger Zeit persönlich und individuell auf ihren Nutzer einstellen kann und manchmal sogar gern Witze oder Gruselgeschichten zum Besten gibt (mal probiert…?)
Was steckt in einer artifiziell intelligenten Maschine?
Vorerst einmal verschiedene Fachgebiete – und zwar Linguistik, Neurologie und Informatik. Dabei bringt die Informatik das System und die Funktionen ein, die Neurologie schafft Verbindungen, wie man sie auch im menschlichen Gehirn findet (also zum Beispiel: auf heiße Herdplatte fassen = Schmerz), und die Linguistik sorgt dafür, dass der Roboter oder die Maschine sich auf einer menschlichen Ebene verständlich machen und kommunizieren kann.
Funktionieren tut KI durch eine Mischung aus künstlichen neurologischen Netzen sowie logischen Berechnungen von Wahrscheinlichkeiten. Besonders wichtig ist jedoch vor allem die Lernfähigkeit, die es einem Roboter ermöglicht, sich nach und nach – ganz wie ein Mensch – zu entwickeln und reifer und klüger zu werden.
Welche Auswirkungen hat die künstliche Intelligenz auf die Gesundheitsbranche?
Wie jede Entwicklung steckt auch die der artifiziellen Intelligenz voller Chancen und Risiken. Schon heute gibt es Stimmen, die behaupten, eines Tages wären Roboter die besseren Ärzte, Anwälte oder Manager. Und tatsächlich haben uns die künstlich intelligenten Kerlchen was voraus: Sie werden nicht müde, sie brauchen keinen Urlaub, sie sind zuverlässig und treffsicher. Nach einiger Zeit und genügend gesammelten Informationen und Algorithmen könnten sie durchaus in der Lage sein, fairere und unemotionalere Entscheidungen zu treffen – einzig aufgrund von Wahrscheinlichkeiten und Krankengeschichten. Dies mag für einen Manager, der über Millionengeschäfte entscheiden muss, eine gute Lösung sein. Für einen Arzt oder Richter jedoch? Schließlich gibt es immer wieder Fälle, die von der Regel abweichen, die nur mit Bauchgefühl, Erfahrung und Menschenkenntnis zu entdecken sind.
Der Roboter als Berater, der Mediziner als letzte Instanz
So weit muss man jedoch vielleicht gar nicht gehen. Künstliche Intelligenz hat klare Vorteile, wie oben erwähnt. Und medizinisches Personal hat mit Personal- und Zeitmangel, Müdigkeit und anderen menschlichen Herausforderungen zu kämpfen. Der Roboter könnte, dem Mediziner an die Hand gegeben, ein starkes Hilfsmittel in der Gesundheitsbranche werden.
Schon heute werden Patienten zunehmend selbstständiger und eigenverantwortlicher. Durch Apps beispielsweise. Personalisierte, künstlich intelligente Chatbots, Erstberatungsstellen, die mit künstlicher Intelligenz besetzt sind, oder der Einsatz von Robotern in langen Nachtschichten – natürlich unter Beobachtung – zur Aufstockung des Personals könnten in naher Zukunft die medizinische Versorgung verbessern und medizinisches Personal so entlasten, dass dieses mehr Zeit für kritische Patienten hat.
Fürchten oder ihnen gar das Feld überlassen sollte man die Roboter aber nicht. Ängste, dass sie uns irgendwann beherrschen werden, werden zwar durch Hollywood gern geschürt, bisher ist diese Gefahr jedoch ziemlich gering. Stattdessen lohnt es sich, einmal genau hinzuschauen, in welchen Bereichen die Maschinen dem Menschen etwas voraushaben.
Das sind vor allem die Fähigkeiten, große Datenmengen zu verarbeiten, sehr schnell aufgrund von Wahrscheinlichkeiten entscheiden zu können, und die Abwesenheit von Müdigkeitserscheinungen. Gerade im stressigen Krankenhausalltag könnte dies Gold wert sein. Doch auch als beratende Instanz in Apotheken, als Health-Chatbot oder als „lebendes“ Lexikon kann die künstliche Intelligenz zukünftig Großes leisten.
Sosehr jedoch an menschlichen Eigenschaften wie Empathie und Intuition gearbeitet wird, bisher sind diese noch bei keinem Roboter spruchreif und der Mensch kann und sollte in keiner Branche je ganz ersetzt werden. Vielmehr ist ein Roboter-Freund sinnvoll, der uns bei der Bewältigung der alltäglichen Aufgaben mit seinen Stärken zur Seite steht. Zur Seite – oder eben auch uns untergeordnet.
Apotheken Fachkreis
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