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Nach Schimmelfall: Aufsicht besucht alle Apotheken Alexander Müller, 05.08.2017 07:59 Uhr

Berlin - 

Apotheke schließt nach 625 Jahren. Oder: Inhaber gibt auf. Oder: Apotheke rutscht in die Insolvenz – die Lokalzeitungen sind voll von Geschichten über schließende Apotheken. Doch der Beitrag über Schimmel im Keller als Grund für das – allerdings noch freiwillige – Aus einer Kölner Apotheke hat die Aufsichtsbehörden auf den Plan gerufen. Bis zum Jahresende sollen nun alle Apotheken besucht und auf Schimmelspuren untersucht werden.

In den Behörden werden derzeit Einheiten zusammengestellt und Einsätze geplant. Das Regierungspräsidium Darmstadt (RP) ist dem Vernehmen nach schon sehr weit: Demnach wurden 25 „Mold-Teams“ gebildet, bestehend jeweils aus einem Pharmazierat und einem Schwein. Seit für die Suche kostbarer weißer Trüffel nur noch Hunde eingesetzt werden, sind viele frühpensionierte Trüffelschweine arbeitssuchend. „Eine Umschulung auf Schimmelschwein ist innerhalb von wenigen Tagen möglich“, berichtet Schweineführer Lutz Bogner vom RP.

Die Schimmelpolizei kommt unangekündigt in die Apotheken zum Schnüffeln. Und niemand sollte sich zu sicher sein, da Schimmelbefall nicht immer offensichtlich ist und die Schweine sehr fein kalibriert sind. Beim kleinsten Anzeichen von Unreinheit und dem leisesten Grunzer wird die Apotheke vorübergehend geschlossen und ausgeräuchert.

Die Apotheker sollen aber auch nicht in Panik verfallen: „Unsere Prüfer sind streng, aber fair“, sagt Stefan Sauer vom RP. Wenn das Schwein wegen eines Camembert im Frühstücksraum anschlägt, müsse sich die Inhaberin keine Sorgen machen. Auch sich erbrechende weiße Pferde vor der Apotheke wären kein Problem. Nur sauber und trocken sollte es drinnen sein.

Scherz beiseite: Steffen Kuhnert, Inhaber der Kölner Maxmo-Apotheke fand den Schimmel im Keller seiner Apotheke auch überhaupt nicht lustig. Aber nach seiner Darstellung ließ die Vermieterin nicht mit sich reden und so zog er die Notbremse, die Apotheke ist geschlossen. Für den gebürtigen Kölner ist das besonders bitter, denn die Apotheke an prominenter Adresse war seine Herzensangelegenheit. Und es tut ihm leid, dass sich seine 14 Mitarbeiter jetzt einen neuen Job suchen müssen.

Das zumindest sollte angesichts des überall herrschenden Personalmangels keine zu große Schwierigkeit darstellen. Die Versandapotheke Sanicare in Niedersachsen kennt das Problem und bildet den Nachwuchs daher am liebsten selbst aus. Zehn Neue fangen jetzt an, PTA, PKA und Lageristen. Und die lernen hoffentlich schnell genug, wen sie mit „Chef“ anzusprechen haben.

Apropos: Falls Sie noch eine Inspiration für die Gestaltung Ihrer nächsten Fußmatte in der Offizin benötigen, hier ein paar Vorschläge. Und wo wir schon dabei sind: zehn gute Gründe, eine Filiale zu eröffnen und zehn gute Gründe dagegen. Doch dabei sollten Sie immer das Umfeld beachten, wie der Fall Planegg zeigt. Dort mischt ein Jung-Apotheker die Kollegen auf und die sind nicht begeistert. Dabei wurde seine Apotheke nicht einmal von einer Reederei finanziert.

Auch in Sachsen-Anhalt liegen sich zwei Kollegen in der Wolle. Es geht um einen größeren Auftrag zur Belieferung eines Gesundheitszentrums. Doch vor der Vergabekammer schmissen sich die allerhand um die Ohren, jetzt muss ganz neu ausgeschrieben werden. Streiten sich zwei Apotheker…

Sehr freundschaftlich ist dagegen der Umgang von Brigitte Zypries (SPD) mit DocMorris. Warum die Bundeswirtschaftsministerin ausgerechnet die niederländische Versandapotheke in Heerlen besuchen musste statt beispielsweise die buchstäblich näher liegende Aponeo in Berlin, macht stutzig. Und dass die Versandapotheke in der Vergangenheit für Treffen unter Teilnahme der damaligen Staatssekretärin Geld auf den Tisch gelegt hat, vermag dieses Stutzen nicht zu mindern.

Und während wieder einmal darüber diskutiert wird, was die Abgeordneten im Bundestag so nebenher verdienen und was das über die Demokratie sagt, wird der FDP der Weg zurück ins Parlament zumindest finanziell geebnet. Der Postillon legt treffend nahe, dass CDU und FDP so viele Spenden aus der Wirtschaft erhalten, weil sie so gute Politik für die Bürger machen.

Nur: Bei den Grünen sind die Apotheker auch nicht besser aufgehoben. Kordula Schulz-Asche glaubt, dass die reichen Apotheker die Rx-Versandverbot-Debatte nur angefangen haben, um von ihrem Vermögen abzulenken. Aber Kordula Schulz-Asche glaubt aber auch, dass ‚Atropinum sulfuricum‘ ‚Mineralsalz‘ heißt. Emoticons statt Diagnose heißt hier wohl das Rezept.

Aber wie ticken die Apotheken denn nun wirklich? Die Kollegen von APOSCOPE sind dem nachgegangen und haben 500 unschuldige Inhaber, Filialleiter, angestellte Apotheker und PTA mit ungezählten Fragen gelöchert. Dabei herausgekommen ist die OTC-Marktanalyse 2017. Kann man kaufen. Einziger Haken: Kostet Geld. Und nein, ich kann Ihnen die nicht so besorgen.

Ein Kommissionierer ist ein Meisterwerk der Technik – egal von welchem Hersteller. Daher ist es besonders traurig, wenn einer auf dem Müll landet. Aber in diesem Fall war das Verhältnis zwischen Apotheker und Hersteller so zerrüttet, dass die Endstation Container hieß. Der war immerhin schön pink. Und keine Sorge: Der Kollege bekommt einen neuen Automaten, in seiner Offizin sieht es nicht so aus wie in der Geisterapotheke in den USA. Dazu passend: Rossmann macht bei Amazon Prime Now mit.

Kein Geist, aber vermutlich ein Hochstapler treibt sich im Apothekenwesen herum. Die Familie Rothschild verbittet sich die ungefragte Nutzung ihres klangvollen Namens und schreitet ein. Und tatsächlich: Das Leben des Moses Gonbadi scheint hier und da ein bisschen fake zu sein, nicht gleich so wie die falsche Apotheken Umschau, aber doch spürbar. Bleiben Sie lieber sauber: Hier die zehn Karma-Todsünden.

Wenn mal wieder ein Kunde seine Arzneimittel auspendelt, trösten Sie sich: Das geht den Kollegen auch so. Geben Sie dann einfach Tipps zum Erkennen von Giftpflanzen, das kann jeder gebrauchen. Und mit der Zeit bekommen Sie Übung darin, was der Kunde wirklich meint, wenn er sein Medikament bei Ihnen bestellt.

Gustav Martin Wolfgang Liebe hat das alles erlebt. Der Apotheker aus Bad Liebenwerda ist im Alter von 100 Jahren verstorben. In seiner Offizin. So hatte er sich das gewünscht. Mehr Apotheker geht nicht.